6 Fragen an Stephan Eibel

Aktualisiert: März 27

Warum Literatur?

weil ich spass hab, weils zwar anstrengend aber mich hochfreut, wenns endlich rausgekommen ist, was drinn ist

weils mich nicht sprachlos macht!

weils du nie allein bist, immer an dein vorhaben denkst, im gedicht, im roman bist-

so ähnlich wie beim verlieben

Warum Dialektliteratur?

hat eine stärke, die schön ist

einen klang, der stimmt

Gibt es Vorbilder?

keine vorbilder, ich bin bewunderer

Was liest du gerade?

"der zaunprinz" von ewald baringer, "kind in einem verschwundenen land" von nora fuchs

"erinnern - suche nach dem vergessen(en) von eva ribarits, gitta stagl

An welches Ereignis denkst du besonders gerne zurück?

das ich plötzlich wieder gedichte schreiben konnte

Woran arbeitest du derzeit?

an dem gedichtband "sternderl schaun" und an dem roman "thomas und sabine"

(2.12.2021)


zwetschgerl

net jeda tog

kaun kirtog sei

das wasst jo eh

scho lang

erschlug dei trauer

wie a lästige muckn

loss sie dou net

die sunn verstölln

zwetschgerl

noch di auf die sockn

komm zu dein vogerl

und zwitscha ma wos

Aus: Stephan Eibel:

decke weg

Gedichte.

Limbus Lyrik 2021.

http://www.limbusverlag.at/index.php/decke-weg

Manche der Gedichte (etwa die Hälfte von ihnen ist Dialektlyrik) muten wie spontane Gedanken an (wie etwa: sehnsucht: es ist keine sieben tage her/ keine hundertachtundsechzig stunden // ich sitz unterm kirschbaum / ess kirschen), dann wieder sind es Erinnerungen (in der wiese/ zwischen dem Holzstoß/ und dem Wald// als kleiner Bub/ lag ich mit weit offenen augen/ schaute den himmel löchrig/ wurd ich müde, schloss ich sie // und war ganz sicher).

Widerständiges und "Grantelndes" ("kein satz/ kommt im skianzug/ aus dem mund// keiner/ mit sandalen oder /langer unterhose// dafür klingen sie/ und riechen/ manche stinken"), findet man in "Decke weg" genauso wie Mahnendes oder auch zarte Liebeslyrik.

In Eibel Gedichtband steckt das ganze Spektrum Mensch. Da ist der Mensch, der zurückblickt auf früher, der Mensch, der den eigenen Gedanken nachhängt, der Mensch, der ob der Umweltzerstörung und der Politik in Sorge gerät. Aber auch der Mensch, der sich an einem Nachmittag zu Hause fadisiert, bis ein Klavier zu spielen beginnt – und schließlich der kranke Mensch.

Der melancholisch-traurige Mensch, der weiß: "net jeda tog/ kaun kirtag sei".

"Decke weg" lässt schmunzeln, erzeugt ein warmes Gefühl und macht an manchen Stellen ein bisschen traurig. Aber genau das ist da das schöne an gelungener Lyrik.


Livestream vom 10.5.2021: Buchpräsentation in der ÖGL