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6 Fragen an Rudolf Kraus


Rudolf Kraus, Foto © Milena Ivancsics

Warum Literatur?

Mein Deutschlehrer am humanistischen Gymnasium trug uns Gedichte von Klassikern, aber auch von jungen österreichischen AutorInnen (u.a. der Wiener Gruppe) vor. Zudem spielte er uns Aufnahmen von Lesungen und Vorträgen vor und veranstaltete Lesungen in der Schule, die ich allesamt besuchte. Ich war damals knapp dreizehn Jahre alt und tief beeindruckt. Die Folge war, dass ich nicht nur Lyrik zu lesen begann, sondern mich auch selbst als Lyriker versuchte. So entstanden die ersten Gedichte, die ich vor allem in Schulhefte kritzelte. Die Lyrik hat mich bis heute nicht mehr losgelassen, obwohl im Laufe der Jahre auch erzählende Prosa, Kurztexte, Essays und Rezensionen entstanden sind und immer wieder etwas Neues dazukommen kann.


Warum Dialektliteratur?

Da schließe ich an den vorhin geschilderten Beginn an: In meiner Schulzeit hörte ich Dialektgedichte von Artmann und Rühm und besuchte eine Lesung des Wiener Neustädter Dialektdichters Albert Janetschek. Diese wahrlich eindringlichen Texte haben mich beeindruckt, aber erst Jahrzehnte später dazu geführt, dass ich begonnen habe, Dialektgedichte zu schreiben. So direkt und tiefgründig kann man sich in bestimmten Fällen nur im Dialekt ausdrücken. In meinen letzten 3 Gedichtbänden waren jeweils Dialektgedichten zu finden und es werden immer mehr.


Gibt es Vorbilder?

Vorbilder in dem Sinn gibt es nicht wirklich, aber es gibt etliche Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mich beeinflusst haben bzw. die ich enorm schätze. Ein paar Namen stellvertretend für viele muss ich aber doch nennen: H.C. Artmann, Achmatowa, Baudlaire, Rilke, Szymborska, Ungaretti, Celan.


Was liest du gerade?

Ich lese gerade (und wechsle zwischendurch die Bücher) H.M. Enzensberger „Gedichte 1950-2020“, „Prantztal“ von Paul Tremmel und H.C. Artmann „Übrig blieb ein moosgrüner Apfel“.


An welches Ereignis denkst du besonders gerne zurück?

An die Geburt meiner Tochter Milena, eine Bereicherung für das ganze Leben.


Woran arbeitest du derzeit?

Ich arbeite, wie so oft in den letzten Jahren, an mehreren Projekten gleichzeitig bzw. überschneidend: an einem Gedichtband mit dem Arbeitstitel „kopflos“, an einer Art Lesebuch mit „sprachminiaturen“ aus 45 Jahren, an einem lyrischen Bestiarium und an der Übertragung des Kriegs- und vor allem Kriegsgefangenentagebuchs meines Urgroßvaters aus dem Ersten Weltkrieg (1914-1920) in eine erzählerische Form.

(6. September 2021)



Hinweis der Redaktion: Im Juni 2021 erschien "Knappe Titel Ein Dialog in Lyrik und Prosa" von Armin Baumgartner und Rudolf Kraus. Mehr zum Buch finden Sie in unserer Kategorie > Neuerscheinungen



 


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aus: Rudolf Kraus, Ausgewählte Lyrik

Podium Porträt Reihe 116

Hg. Erika Kronabitter

Juni, 2021



 

mehr Literatur von Rudolf Kraus finden Sie in folgenden MORGENSCHTEAN-Ausgaben:

U54-55/2018, U48-49/2016, U34/2012


 

Kurzbiografie (Stand 01. 09. 2021)


RUDOLF KRAUS

* 1961 Wiener Neustadt (Niederösterreich).

Aufgewachsen in Bad Fischau-Brunn (NÖ.), lebt als Schriftsteller und Bibliothekar in Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitungen, Zeitschriften, im Rundfunk und Fernsehen. Seine Gedichte wurden ins Englische, Albanische, Spanische, Türkische übersetzt. Mitgliedschaften: Literaturkreis PODIUM, GAV – Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Ö.D.A., Österreichischer Schriftstellerverband. Bisher 24 Buchveröffentlichungen, darunter Prosa, eine Herausgeberschaft sowie siebzehn Gedichtbände.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Ausgewählte Lyrik. Wien: Podium Porträt 116, 2021.

  • Knappe Titel. Ein Dialog in Lyrik und Prosa von Armin Baumgartner und Rudolf Kraus. Wien: Verlagshaus Hernals, 2021.

  • die letzte frage der menschheit. siebzehnsilber. Wien: Verlagshaus Hernals, 2020.

  • lauter laute leisetreter. verskabarett und nonsensminiaturen. Wien: Verlagshaus Hernals, 2019.

  • alpha[ge]bet. sprachminiaturen. Wien: Verlagshaus Hernals, 2017.

  • warten auf beckett. sprachminiaturen. Wien: Verlagshaus Hernals, 2016.

  • tausend tode könnt‘ ich sterben. sprachminiaturen [über]leben und sterben. Wien: Verlagshaus Hernals, 2014.

  • ein ende ist nicht abzusehen. sprachminiaturen. Wien: Verlagshaus Hernals, 2013.

  • tausend schritte neben mir. liebesgedichte und andere lyrische miniaturen. Vorwort von Anton G. Leitner. Maria Enzersdorf: Edition Roesner, 2008.

  • aus der seele brennen. neue sprachminiaturen. Maria Enzersdorf: Edition Roesner, 2005.

  • ich bin mein treuer killer. sprachminiaturen. Wien: Edition Doppelpunkt, 1999.







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Hg von: Ö.D.A. – Österreichische Dialektautor:innen

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