"DIE KENTAURIN VON KAGRAN"
„draudi bei mir / einelamourln“
In Brigitte Mennes „Die Kentaurin von Kagran. Zorn- und Liebesentwürfe“, 2020 in der Wiener edition fabrik.transit erschienen, wird lamourld, sinniert, getrauert, voagschdöd, angeklagt und in Frage gestellt. Die Autorin hat einen thematisch nicht gebundenen Lyrikband vorgelegt, in dem man als ro*saroten Faden vielleicht die Sinn- und Selbstsuche und das zeitweilige Finden derselben nennen kann. Sprachlich schreckt Menne auch vor großen Bildern nicht zurück, lässt diese aber zwischen bedachten, ruhigen Gedichten und lockeren Sprachspielereien stehen, was die Vielseitigkeit ihrer Herangehensweisen zeigt.
Es geht um das Er- und Ausleben des eigenen, queeren Begehrens, um Wut auf patriarchale Systeme und schmerzhafte Abschiede von geliebten Menschen. Dabei reichen die gewählten Formen von Kommunionsbitten bis zu Sonetten und nicht zuletzt erfährt auch Goethe eine Verqueerung seines „Heiderösleins“. Spannend sind Mennes Überlegungen zur Verwendung des © im Wort mens©h, die sich am Ende des Bandes finden. Allein deretwegen lohnt es sich, den Band in die Hand zu nehmen.
Das Format des Buches ist mit 13 x 26 cm ungewöhnlich und passt zu den Texten, ebenso wie die 27 sorgsam gewählten Zeichnungen von Christian Bazant-Hegemark.
Der Dialekt findet immer wieder Eingang in Mennes Lyrikband, schleicht sich zwischen Zeilen im Standarddeutschen und beansprucht seinen ganz eigenen Platz, denn auch hier wird wieder einmal deutlich: Manches lässt sich einfach nur im Dialekt sagen.
Rezension: Katherina Braschel, erschienen in: Morgenschtean U68-69/2021

Die Kentaurin von Kagran.
Zorn- und Liebesentwürfe.
Mit Zeichnungen von Christian Bazant-Hegemark.
edition fabrik.transit, 2020.
13 x 26 cm, Hardcover, ca. 196 Seiten, 27 s/w-Abbildungen. € 18,00.
ISBN 978-3-903267-14-5.
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