Laura Nußbaumer : Blackout Poetry
A Lichtspiel wio a schüchs Reh
spielat de Wal im Wald
wemma ’s Wassr ned golond.
Wemma alle Polkappa gschmolza hon,
denn isch mi Dorf sicha o untr Wassr.
Wia in anra Schüssel isches in Nüziders,
in Vorarlberg, überall Berg vo denna ma
ins Tal schaua ka, und wenn an Fuchs
in da Südtiroler Siedlung gsaha würd,
schicken se de Jägr zums Revier markiera.
Weil z' Dorf ghört da Menscha, abr
de Wald o, und z' Meer und wemma immr
Meer wellen und wenn's imma
haaßr würd, denn hon ma a agnes Meer
in Nüziders, können ganz neua Tourismus
macha, und da Wale in da Wäldr zuaschaua,
wia se zwüscha Hochsitz und Tanna
in da Lichtunga schimmern, und wenn
se zwüschat da Böm ussa kon,
in d' Südtiroler Siedlung schwimmen,
denn schickan ma d' Küschtawache,
dass se üser Revier markieren.
Was ist Blackout Poetry und warum findest du diese Technik spannend?
Einfach gesagt, Blackout Poetry ist das Übermalen oder Ausschwärzen von Teilen eines Texts, sodass nur wenige ausgewählte Worte übrigbleiben. Diese übrigen Worte ergeben einen neuen Kurztext: ein Gedicht. Ich finde diese Technik aus mehreren Gründen spannend, einmal weil sie der Angst vorm Weißen Blatt entgegenwirkt, man startet mit viel Text anstatt mit nichts und erschafft daraus was Neues. Man ist zugleich eingeengt, aber auch davon befreit, sich alles selbst ausdenken zu müssen.
Für mich persönlich war das Kennenlernen von Blackout Poetry der Moment, wo ich herausgefunden habe, wie ich mein Schreiben und Zeichnen/Malen miteinander verbinden kann. Wie bei Text-Bild-Collagen kann ich damit transmediale Kunstwerke erschaffen, und verschiedene Geschichten zugleich erzählen. Das reizt mich.
Wie bist du selbst auf Blackout Poetry gestoßen?
Ich habe es über das Internet kennengelernt, weil Blackout Poetry in Amerika bekannter ist als hier. Anfangs war ich neidisch, weil man mit der Englischen Sprache »leichter« spielen kann, wegen der einfachen Grammatik, aber Blackout Poems in Mundart zu gestalten, ist nochmal eine ganz andere Geschichte als in Hochdeutsch. Man braucht zwar weniger Grammatik, aber oftmals mehr Buchstaben.
Welches Buch/ welche Bücher hast du bereits für deine Black out Poetry verwendet?
Angefangen habe ich mit Büchern, die ich zuhause herumliegen hatte, und bei der Auswahl kam es oft auf die Papierqualität an. Die Seiten dürfen nicht zu dünn sein, wenn man direkt ins Buch malt, aber jetzt arbeite ich mehr digital. Zunehmend ist es interessanter, Texte von mir selbst oder befreundeten Schriftsteller:innen zu verwandeln. Für die Blackout Poems auf Vorarlbergerisch muss ich mal extra ins Ländle fahren, um ein Buch zu finden, in Wien hatte ich da Schwierigkeiten.
Was hast du selbst noch mit Black out Poetry vor?
Ich möchte gerne illustrierte Poesiebände damit veröffentlichen, das wäre super, auch Seite an Seite mit den Originaltexten wenn möglich. Das bietet sich an, wenn ich Gedichte in Blackout Poems verwandle, anstatt z.B.: eine Seite aus einem Roman.
Hiunddo hon ma
no echtes Wettr,
wenns so usschaut,
als ob de himmel ahabricht
ganz dicht wia a zelt voll
rega hängt, schwer und grau
und alls, was grüa isch,
alls was blau isch, isch weg,
und ma kann gar ned sega,
des isch mi wettr,
weil des isch echtes wettr,
ma ka nur lauscha, wias
a paar bundesländr wietr
dunna donnert, aber wenns
nur haß isch, kasch nix sega,
nur übr d' eisbära nochdenka,
und wenns koit isch, o ned,
weil san ma froh, dass es no
koit isch, denk an d' polkappa.
hiunddo hon ma no echtes
wettr und ned a klimakatastroph.
Gean gurrat de Wurm
i hon eam im Rega stoh lo.
Z neue Wetter isches Internet.
alle wellen mir vozella, was
se fürchterliches im Web gsaha hon,
und i find, des isch ok, aber bitte nur,
sarkastisch.
»nah, du nimmsch des ned ernscht,
do sin würklich Frauana im Internet,
dia machen Schluss mit dir, wenn du
sesch, du liabsch se nümma, wenn se
an Wurm wären«, set an Bekannta
und i gib zua, des nimm i ned ernscht.
I hoff, er o ned, aber guates Gespräch.
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