"IN ADERN DÜNN BRACH LICHT"
In regelmäßigen Abständen erscheint ein Gedichtband von Axel Karner. Die Bände haben eines gemeinsam: Sie tragen unverkennbar Karners poetische Handschrift.
Die Durchlässigkeit und Brüchigkeit mancher Worte zeigt sich bereits im Titel sowie
auch in der grafischen Gestaltung des, wo die teilweise roten Buchstaben einem unverzüglich ins Auge stechen.
Der Bruch im Blick geht weiter in den Texten. Schilderungen von dörflichen
Szenen, Aufwachsen, Geschichte, Idyllen, die unvermittelt und hart zu Bedrohungen werden. Die anfänglich sanft anmutenden Betrachtungen werden zu schaurigen
Mahnmalen, die Konfrontation mit dem Sterben unumgänglich.
Der Band lässt sich grob in drei Teile gliedern: »Die Liebe, mein Herz und der Mond« sowie »Heimatverbot« umrahmen einen weitläufigeren Zwischenteil, dessen Gedichte einer
eigenen Nummerierungsstruktur folgen.
Vom trügerischen Dorfidyll bei »Die Liebe, mein Herz und der Mond« bewegt man sich schließlich in das Reich der Toten.
»heben die toten
im
schmaln bett
die gläser
gwigwi
steigts vöglein auf
klopft hinter ihm
pfeift stille
gevatter prost
destille«
heißt es da zum Beispiel. Eingewoben sind theologische Motive ebenso wie rätselhafte Andeutungen. Es ist trotz der Todespräsenz einer der lustvollsten Momente im Band. Ein wundervoller Gedichteinstieg aus VII/1: »wird’s wüst / am ohr«.
Im letzten Abschnitt mit dem Titel »Heimatverbot«, der wie der erste Teil fünf Gedichte
umfasst, geht Karner, wie oft, der braunen Geschichte auf den Grund, findet klare Worte und erinnert auch in Zitaten anderer Erzähler*innen und Komponist*innen an deren
Folgen.
Rezension: Katharina J. Ferner in Morgenschtean U68-69/2021
in adern dünn brach licht.
Gedichte.
Wieser Verlag, 2020.
ISBN: 978-3-99029-428-4.
48 S. € 14,95
LESUNG:
Am Dienstag, 6. April 2021 las Axel Karner beim Dicht-Fest in der Alten Schmiede
aus seinem Gedichtband.
Aufgrund der Covid-Maßnahmen wurde das Event auf YouTube gestreamt.
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