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290 Ergebnisse gefunden für „“

  • "WEANA GSCHICHT UND WEANA GSCHICHTLN" II

    Wurde in Band eins in rasendem Tempo Wiens Geschichte »fon da Stahzääd bis zur Easchtn Republik« zusammengefasst, geht es im zweiten Teil um die 100 Jahre zwischen dem »End fon da Maŋnachie bis häht«. Gar kompliziert scheint Fleischers Niederschrift des Wienerischen beim ersten Durchblättern, wenn man etwa die Kapitelüberschrift »Friednsfatråg fon Säuŋ Scheamäuŋ« liest. Abschrecken darf diese Schreibweise aber nicht, man gewöhnt sich schnell daran. Außerdem kann man sich die Geschichtslektionen und Einschübe über die »Weana Originäula« (diesmal u.a. Nöstliŋnga Christl und Schnekadl Prohaska) vom Autor vorlesen lassen, das Buch enthält nämlich wieder zwei CDs, und auf diesen plaudert der »Wickadl« mit einem Dialekt und einer Stimme, dass man, sobald man zu Ende gehört hat, gleich nochmals von vorn beginnen möchte. In etwa der Hälfte der Kapitel widmet sich Fleischer der Politik der Nachkriegszeit bis heute und ruft Zusammenhänge in Erinnerung, die vielen Wähler:innen heute entweder nicht (mehr) bewusst oder einfach nur wuscht zu sein scheinen. Die letzten zwei Jahrzehnte – vom Müllehnjum bis häht – würde man sich fast auf einer eigenen, dritten CD wünschen. Aber da wird wohl erst Gras über manches wachsen müssen, bis Ludwig »Wickadl« Fleischer mit dem Rasenmäher kommt, um das, was Wean (und der Rest von Österreich) am liebsten vergessen möchte, wieder freizulegen. Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U74-75/ 2022 Ludwig Roman Fleischer WEANA GSCHICHT UND WEANA GSCHICHTLN II Vom End fon da Maŋnachie bis häht Geschichte Wiens auf Wienerisch, mit 2 Audio-CDs Sisyphus, 2022 ISBN: 978-3-99126-035-6 130 S. | € 18,00

  • "DIE KENTAURIN VON KAGRAN"

    „draudi bei mir / einelamourln“ In Brigitte Mennes „Die Kentaurin von Kagran. Zorn- und Liebesentwürfe“, 2020 in der Wiener edition fabrik.transit erschienen, wird lamourld, sinniert, getrauert, voagschdöd, angeklagt und in Frage gestellt. Die Autorin hat einen thematisch nicht gebundenen Lyrikband vorgelegt, in dem man als ro*saroten Faden vielleicht die Sinn- und Selbstsuche und das zeitweilige Finden derselben nennen kann. Sprachlich schreckt Menne auch vor großen Bildern nicht zurück, lässt diese aber zwischen bedachten, ruhigen Gedichten und lockeren Sprachspielereien stehen, was die Vielseitigkeit ihrer Herangehensweisen zeigt. Es geht um das Er- und Ausleben des eigenen, queeren Begehrens, um Wut auf patriarchale Systeme und schmerzhafte Abschiede von geliebten Menschen. Dabei reichen die gewählten Formen von Kommunionsbitten bis zu Sonetten und nicht zuletzt erfährt auch Goethe eine Verqueerung seines „Heiderösleins“. Spannend sind Mennes Überlegungen zur Verwendung des © im Wort mens©h, die sich am Ende des Bandes finden. Allein deretwegen lohnt es sich, den Band in die Hand zu nehmen. Das Format des Buches ist mit 13 x 26 cm ungewöhnlich und passt zu den Texten, ebenso wie die 27 sorgsam gewählten Zeichnungen von Christian Bazant-Hegemark. Der Dialekt findet immer wieder Eingang in Mennes Lyrikband, schleicht sich zwischen Zeilen im Standarddeutschen und beansprucht seinen ganz eigenen Platz, denn auch hier wird wieder einmal deutlich: Manches lässt sich einfach nur im Dialekt sagen. Rezension: Katherina Braschel, erschienen in: Morgenschtean U68-69/2021 > 6 Fragen an mit Brigitte Menne Brigitte Menne: Die Kentaurin von Kagran. Zorn- und Liebesentwürfe. Mit Zeichnungen von Christian Bazant-Hegemark. edition fabrik.transit, 2020. 13 x 26 cm, Hardcover, ca. 196 Seiten, 27 s/w-Abbildungen. € 18,00. ISBN 978-3-903267-14-5.

  • "TAUNZ MA"

    Cohen zu toppen ist eigentlich unmöglich. Seine Lieder gar ins Steirische zu übertragen? Eine Herausforderung, an der mensch schnell scheitern kann. Dennoch hat der Grazer Liedermacher Franz K. es gewagt – und wie ich zugeben muss: Es ist ihm gelungen, dass selbst ich (als absoluter Cohen-Fan) begeistert bin. Auf der CD »Taunz ma« sind viel »echte« Musik (Gitarren, Bass und Geige) sowie weiblicher Backgrundchor zu hören. Dass Franz K. (das K. steht übrigens für Kornhäusel) mit einer wunderbar ruhigen, tiefen Stimme singt, kommt den Liedern nochmals entgegen. Durch die scheinbare Leichtigkeit, mit der der Liedermacher die Texte auf Steirisch singt, kommt beim Hören das Gefühl auf, den großen Poeten Cohen wieder ein bisschen besser zu verstehen. Wenn aus »Suzanne«  nämlich ’s »Suserl« wird, dann klingt das so selbstverständlich, als hätte Cohen selbst ein bisserl vom Himmel aus mitgewirkt. Und auch »I bin dei Mau« kommt im Steirischen Dialekt richtig guat! Die CD ist streng genommen eine Demo-CD – demnächst soll es aber einen Konzertmitschnitt geben, der dann auch käuflich erworben werden kann. Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Lesen Sie dazu auch das Interview mit Liedermacher Franz K. Franz K: TAUNZ MA Demo CD, 2018 erhältlich über den Künstler

  • "FASCHAUN FARENA FAGEE"

    »da disch glaunzad / zwischen uns / en kaffeehaus / oeswi r a see / en winta / und es daud« Herr Ober, eine Melange! Rundum die löffelrührende Stille eines Wiener Kaffeehauses. Vor mir dieses wunderschöne Buch, das man schon so gerne in die Hand nimmt, knapp 200 Seiten, Hardcover, von der Größe zwischen A5 und A4, mit einem edlen Cover voller Seifenblasen. Eine ordentliche Handvoll Buch. Und in seinem Inneren diese Texte, kraftvoll und zerbrechlich zugleich, als müssten sie beschützt werden von dem Karton, der sie umgibt: Von einer lyrischen Ich-Erzählerin wie beiläufig ausgestreut, um eine lästige Realität zum Schweigen zu bringen. Texte voller Wortverspieltheit, getragen von einer Rhythmusaffinität. Texte voll wunderbarer Verspieltheit, die den Inhalt nahezu auf eine relative Beiläufigkeit reduzieren ohne ihn zu verschweigen. Und das alles in bestem Mostviertler Dialekt, in einer konsequenten Schreibweise, die das Lesen einzelner Worte durch den Wiedererkennungseffekt zum Genuss macht. Außerdem erstrecken sich die meisten Texte über mehrere Seiten, so dass man wunderbar darin versinken kann, in diesen Ergüssen über »Das Verschwimmen in einer Welt, in der nur Klarheit zählt«, wie es in dem (nicht als solchem bezeichneten) Vorwort heißt. Sperriges wird bei Eva Lugbauer wunderbar verflüssigt. Untermalt, im wahrsten Sinn des Wortes, von den verträumten Grafiken von Katharina Zenger. Und ja: Man muss es unbedingt laut lesen: »e glaub / e schigg es heaz / fuaraus / und bleib med da söö / alanech zhaus« Ups! Warum schau’n denn alle so? Ich glaub, das war jetzt zu laut. Und der Kaffee ist auch kalt geworden. Macht nix. Das Buch ist ja zum Glück noch nicht zu Ende. Herr Ober, noch eine Melange! Rezension: Robert Anders in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Hinweis: Die CD »faschaun farena fagee« – unterlegt mit Melodien des Mostviertler Ensembles »zoat « – ist bei der Volkskultur Niederösterreich erschienen. Eine Hörprobe sowie ein WordRap-Interview mit der Autorin finden Sie HIER! FASCHAUN FARENA FAGEE Dialektlyrik, mit Illustrationen von Katharina Zenger Literaturedition NÖ, 2023 ISBN: 978-3-902717-69-6 192 S. | € 24,00

  • "STALLBLUT"

    Kurz bevor der Morgenschtean in Druck ging, ist der Innviertel-Krimi von Gabriele Grausgruber erschienen, also habe ich das Buch schnell in den Koffer gepackt, um es mit auf die Reise gen Westen zu nehmen. Und das war ein Glück – denn so wurde mir die lange Fahrt nach Kufstein (das ja auch am Inn liegt) direkt zum Vergnügen. Kurz zum Inhalt: Karl Moosberger wird in einer Blutlache gefunden, neben ihm die tote Kuh, für die sich der geizige Bauer keinen Tierarzt leisten wollte. Schad isses um den Bauern vom Sprenglerhof eigentlich nicht, denn er hat seine Frau und die mittlerweile erwachsenen Kinder seit jeher verdroschen. Aber Mord ist nun mal Mord, und ein solcher muss aufgeklärt werden. Doch steckt überhaupt jemand aus der Familie dahinter? Und dann taucht plötzlich ein Testament auf, in dem der Bauer den Hof seinem unehelichen Sohn vermacht – und der ist, ganz wie der Vater, alles andere als ein Netter. Was schön ist: Die Dialoge sind zum großen Teil im Innviertler Dialekt verfasst. Die Gstanzln, die man zwischen den Kapiteln findet, haben mich persönlich weniger angesprochen, auch hätte ich mir gewünscht, dass zumindest eine der Protagonistinnen ein bisschen moderner, emanzipierter handelt. Aber das denk ich mir im Leben ja auch oft – vor allem in dörflichen Gemeinschaften, wo die Männer (zumindest nach außen hin) immer noch gern den Ton angeben, um nicht als Weichei dazustehen. Trotzdem ist »Stallblut« eine äußerst amüsante und auch spannende Lektüre – ob für die Bahn, die Liegewiese (bis der Morgenschtean erscheint, ist es ja hoffentlich wieder wärmer) oder andere erholsame Orte. Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Gabriele Grausgruber: STALLBLUT Verlag Innsalz, 2023 ISBN: 978-3-903321-16-8 | 208 S. | € 18,00

  • "LEMONIBERG"

    »Waun da Erfoig aus deim Lebm vaschwindt, wia a Bortwiaschtl ausn Sauakraut [...] donn hostas woahscheinlich vadient!«, heißt es in »Seines Glückes eigena Schuasta«. In ihrem neuen Album »Lemoniberg« nehmen »Andyman« Andreas Kurz und Andreas Haidecker mit messerscharfer Ironie unsere moderne Leistungsgesellschaft unter die Lupe.  Dann wieder wird – in guter Wienerliedtradition – eine 70er-Feier beim Heurigen arrangiert. Mit »Die Vorreservierung« (begleitet von den Oö. Concert-Schrammeln) gewannen Andyman auch den Wienerlied-Kompositionswettbewerb 2021. Im titelgebenden Lied oder auch in »Mei Siedlung« wird es dann ruhiger, erzählerischer. Wenn die Geschichte von der alten Frau vom Lemoniberg erzählt wird, braucht es keinen Refrain, keinen Wiener Schmäh und auch kein strenges Versmaß – ganz im Gegenteil. Da übernimmt das Leben Regie und geht so richtig unter die Haut. Vor allem aber bieten Andyman nicht nur textlich, sondern auch musikalisch beste Qualität. Selten hört man eine so harmonische Zweistimmigkeit und ein so schönes, sich zurücknehmendes Gitarrenspiel. Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Andyman: LEMONIBERG CD, 2023 | Vertrieb: Preiser Records EAN: 0717281916134 | € 14,99

  • "EXTREM LIAB"

    ... das sind die »schepppernden Tracks« von Äffchen & Craigs eigentlich nicht.  »I wünsch da wos: an Rozzn ois Untamieta in dein Alibert«, heißt es etwa in »sGimpfte«, wo dann auch nicht der Brief, sondern der Briefträger selbst aufgegeben wird, weil er »vor viazg Joah mit an Donaulaund-Katalog und am Zwa-Euro-Woidviatla-Gutschein untam Oam in an Drochnhoast einekreut is und seithea nimma obhebht.« Beim ersten Hören wirken die Texte von Stephan Roiss (dessen Romandebüt »Triceratops« auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand), als würden sie auf einer wilden Assoziationswelle daherreiten. Aber je öfter man sich die Songs reinzieht, desto mehr entdeckt man in ihnen – und genau das ist das Schöne, dass einmal Hinhören eben nicht reicht. Roiss versteht es, mit viel Witz und feiner Ironie an den richtigen Stellen zu überraschen, sodass das Hören zum Heidenspaß wird. Begleitet wird Dialekt-Rapper »Äffchen« von Christoph »Craigs« Hehns gepimpten Drumbeats. Wer Rough Pop und Hip Hop liebt, wird das Album wahrscheinlich ohnehin schon kennen. Allen anderen rate ich: Lassen Sie sich drauf ein – es lohnt sich! Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Lesen Sie dazu auch das Interview mit Stephan Roiss! Äffchen & Craigs: EXTREMLIAB Vinyl inkl. MP3-Download, 2021 Vertrieb: O-Ton | € 25,00

  • "TITANIC"

    »Pandoras kleine Schwester« – so heißt die Grazer Band, die ihr erstes Album während der Pandemie veröffentlichte. »Pandoras kleine Schwester« soll die Hoffnung verkörpern, denn die braucht es in Zeiten der Krise. Waren auf dem ersten Album hauptsächlich Songs in hochdeutscher Sprache zu hören, besticht das neue, im Frühjahr erschienene Album »Titanic« mit seinen Texten im Dialekt. So kommt etwa »Da klane Rotzbua« frech, ja direkt beschwingt aus den Lautsprechern, doch wer genauer hinhört, bekommt eine Geschichte erzählt, die Gänsehaut erzeugt. Gute Stimmung zu verbreiten und trotzdem Texte mit Tiefgang anzubieten, das war von Anfang an das Bestreben von Songwriter Bernd Hecke. Aber nicht nur die Texte überzeugen, auch die Musik tut es. Zu hören sind unter anderem Geige, Gitarre, Akkordeon, Piano, Bass, Klarinette und Schlagzeug, gesun-gen wird nicht selten mehrstimmig. Wer die Möglichkeit hat, die Band live zu erleben, sollte sich das keinesfalls entgehen lassen. Am besten, beim nächsten Facebook- oder Instagram-Besuch bei »Pandoras kleine Schwester« vorbeischauen, dort findet man alle Infos zu aktuellen Auftritten! Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Lesen Sie dazu auch das Interview mit Bernd Hecke! Pandoras kleine Schwester: TITANIC CD, Die Mischerei, 2023 9 Lieder | € 10,0000

  • "HASLACH (BE-)BEDENKEN"

    Vor einem Jahr erschien der Dialektlyrikband »Blian und Vablian«, in dem sich Peter Paul Wiplinger unter anderem an seine Kindheit in Haslach erinnert. »Haslach (Be-)Denken« schildert nun seinen jahrzehntelangen Kampf gegen das Vergessen der NS-Verbrechen. Allein der konsequenten »Sturheit« des Autors ist es nämlich zu verdanken, dass Hitler im Jahr 2004 (!) endlich die Ehrenbürgerschaft in Haslach aberkannt wurde und dass es nun auch eine Gedenktafel für die Opfer der Aktion »T4 « gibt, die – von den Nazis als »unwertes Leben« angesehen – in Hartheim ermordet wurden. Auch für den Deserteur Josef Steffelbauer hat Wiplinger eine Gedenktafel erwirkt, sie befindet sich jetzt vor dem Kriegerdenkmal. »Haslach (Be-)Denken« ist ein persönliches und stellenweise schockierendes Journal, das jüngeren Generationen Mut macht, selbst die Stimme gegen Unrecht zu erheben. Gäbe es in jeder Gemeinde jemanden wie Wiplinger, würde das Gespenst des Vergessens Österreich vielleicht nicht so fest mit seiner kalten Faust umklammern. Gerade jetzt, wo wieder antisemitische Parolen in unseren Straßen gerufen werden, ist »Haslach (Be-) Denken« ein unheimlich wichtiges Buch! Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner Peter Paul Wiplinger: HASLACH (BE-)BEDENKEN Hg. von Werkkreis Literatur- und Arbeitswelt, edition tarantel, 2023 ISBN: 978-3-9504898-7-3 210 Seiten | € 20,00

  • "SCHDOAGGSCHDROMIBUK"

    Beim Lesen dieses wunderbaren Gedichtbandes bitte unbedingt den Schdoaggschdrom-Modus deaktivieren! Wer sich auf die Dialektgedichte Kumpfmüllers einlässt, sollte nämlich Zeit mitbringen. Also: Stecker raus, Decke bereithalten und sich mit einer Tasse Tee gemütlich aufs Sofa setzen. Es braucht ein paar Gedichte, bis man mit dem Innviertler Dialekt vertraut wird (an einer Stelle gibt der Autor sogar Hilfestellung: »gugld amoi undda / wewewe molehill / a so hoasd da scheahaufn auf englisch«), aber wenn man mal drin ist, hat man einen Heidenspaß. So erfährt man etwa von den bestialischsten Nacktschneckenvernichtungsarten, auch lernt man ein Pärchen kennen, das sich mit dem Heiraten noch Zeit lassen will , bis der (noch nicht angeschaffte) »essjuwi« kaputt und die Welt gesehen ist. Kumpfmüller versteht es, den Alltag (sei es den eigenen oder den der anderen) pointiert und mit viel Humor in wenige Worte zu fassen. Grandios ist vor allem, wie der Innviertler Dialekt in Buchstaben gegossen wurde. Angehenden Dialektautor:innen kann ich an dieser Stelle nur empfehlen: Lest Kumpfmüller, von ihm kann man lernen, wie geschriebener Dialekt im Kopf hörbar wird! Hans Kumpfmüller: schdoaggschdromibuk STOAHOAT Verlag, 2023 ISBN: 978-3-903009-12-7 144 Seiten | € 19,90

  • "FLIAGN KINNA"

    Wie sehr soll man sich für andere verbiegen, um geliebt zu werden? Wann wäre es Zeit, Nein zu sagen? Wo zwischen den anderen stehen wir selbst? Es scheint müßig, im Nachhinein zu fragen, was man besser getan und gelassen hätte, denn das Leben, so kommt einem manchmal vor, macht ohnehin, was es will. Am Ende liegen die Träume »diaf hintn / in da Lod«, wenn sie Glück haben, werden sie ab und zu ans Tageslicht geholt. Dazwischen findet der Alltag statt. 228 Fernsehprogramme, Enkelkinder, die vorbeischauen (nicht nur um zu plaudern), das Wasser, das im Kukuruzfeld zu hoch steht, und der immer wieder aufkommende Wunsch, dass endlich Frieden sei auf dieser Welt. Tippelreiters Dialektgedichte sind prägnant, lautmalerisch und sprachverspielt, viele loten die verschiedenen Formen des Konjunktivs aus, so wie das Leben viele verpasste Möglichkeiten mit sich bringt. Auch der Mundart selbst hat die Lyrikerin ein Gedicht gewidmet und stellt fest: in der Schule, auf der Uni, in der Zeitung – »wia wauns ned zu uns ghearat«. »fliagn kinna« ist für alle, die Dialektliteratur mit Sprachwitz lieben, ein großer Lesegenuss – und so manches Gedicht sollte man sich direkt auf die Pinnwand heften! Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in Morgenschtean U80-81/2024 Lesen Sie auch das Interview mit Christine Tippelreiter! Christine Tippelreiter: FLIAGN KINNAN Innsalz, 2023 ISBN 978-3-903496-00-2 192 S. | € 17,60

  • "AFFENSCHINDEREI"

    Vieles wurde über die Affen berichtet, sie seien klüger, wendiger, sozialer als der sogenannte Mensch. Dessen ungeachtet verbleibt die pejorative Feststellung: »A Off is a Off«, wodurch besagter Affe in der zoologischen Rangordnung in ein unteres Fach zur weiteren Behandlung geschoben wurde. Harald Pesata, wir kennen ihn vom »Der Wiener Struwwelpeter«, ist im letzten Buch »Affenschinderei« auf den Affen gekommen. Formal – eine Randbemerkung für ausgereifte Lyriker – verwendet er für die Affen vierfüßige Jamben. Und inhaltlich: Glücklicherweise vermeidet er billige Vergleiche mit real existierenden oder erfundenen Menschen. Im Gegenteil: Der Mesch taucht in seiner Affenschinderei gar nicht auf, der Affe ist sich selbst genug. Dabei nähert er sich – im Dialekt – durchaus der wissenschaftlichen Affologie an; er scheut nicht davor zurück, Begriffe wie »Geschlechtsdimorphismus« oder »suspensorisch« zu verwenden, wobei diese Fachbegriffe im dialektalen Kontext nicht einmal als störend empfunden werden. Wir erfahren vielmehr Einzelheiten über geografische Zuständigkeiten sowie schlicht und einfach Schilderungen über das Aussehen einer bestimmten Affenart. Ein Beispiel: »De aanan hom a Kappl auf, bei d'aundan zööht da Forbvalauf«. Durch Fußnoten wird verwiesen: Bei ersterem, dem mit dem Kappl, handelt es sich um den »Kappengibbon«, der zweite geht als »Grauer Gibbon, auch Borneo-Gibbon ... oder Wauwau« bei den Zoologen durch. Zwei Dinge fallen somit auf: Der Witz liegt in den von Harald Pesata mit Leichtigkeit zugespitzten dialekaten Formen, und zweitens beschreibt er mit diesen dialektalen Formen Erscheinungen aus Biologie und Zoologie. Mit anderen Worten: Selbst »Cross-River-Gorillas« und griechische Hirtengötter können im Dialekt ihre spezifischen Erscheinungsformen bewahren. Wer weiß, vielleicht ist als nächster Herr Sigmund Freud dran. Jedoch möchte ich einen kleinen Nachteil über die »Affenschinderei« einflechten: Harald Pesata erwähnt nur »De Gorillas«, »De Schimpansn«, »De Orang Utans« und »De Gibbons« mit mehreren Unterarten. Taterts – um einen schönen Wiener Konjunktiv zu verwenden – taterts da net a bissl mehr geben? Illustriert wurde die »Affenschinderei« von Heinz Wolf, der in gekonnter Manier Mensch und vor allem Viech in seine bewährte Fasson fasst. Rezension: Beppo Beyerl in: Morgenschtean U76-77/ 2023 Harald Pesata, Heinz Wolf: AFFENSCHINDEREI Verlagshaus Hernals, 2023 ISBN: 978-3-99126-035-6 130 S. | € 18,00

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