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290 Ergebnisse gefunden für „“

  • "ZUM GOLDENEN RENTIER"

    In der Pinzgauer Fremdenverkehrsgemeinde feiert man gerade das traditionelle „Fest der Pferde“, als plötzlich ein „barfüßiges blondes Mädchen in fremdländischer Tracht“ auftaucht und alles aus den Fugen geraten lässt. Aber was hat es mit der schönen Fremden auf sich, die dem alten Toni beinah einen Herzinfarkt beschert? Und was ist damals eigentlich passiert, als Toni in Finnland als Gebirgsjäger stationiert gewesen ist? (Oder auch danach, als die Mariedl ihr Kind bekommen hat?) In seinem Debütroman spielt Roland Bonimair mit ländlichen Traditionen, nordischer Mythologie, lässt das verschwundene Bernsteinzimmer wieder auftauchen und erklärt uns, wieso man am Boden diverser Seen nicht immer findet, wonach man sucht. Eine Leseempfehlung für alle, die es gern schräg und rasant haben! (MPK) ~ 6 Fragen an Roland Bonimair ~ „Zum Goldenen Rentier“ ist – zumindest von der Form her – fast mehr Theaterstück als Roman. Verbindet dich eine besondere Nähe zum Theater? R.B: Theater liebe ich heiß! Als Zuschauer genieße ich so ziemlich alles, vom dörflichen Laientheater über die Staatsbühnen bis hin zu avantgardistischen Bühnenexperimenten. Und wenn eine Aufführung einmal wirklich, wirklich misslungen ist, quält mich das nicht wie ein schlechtes Buch oder ein schlechter Film, sondern ich leide amüsiert, als wäre ich eine Figur in einem Woody-Allen-Film. Ich selber mische bei der Wiener Theatergruppe „Zenith Productions für Theater und Musik“ als eine Art Mädchen für alles mit. Alles außer Schauspiel. Also Organisatorisches, PR, Publikumsdienst und solche Sachen. Heuer habe ich gemeinsam mit dem Regisseur auch eine Bühnenfassung der „Bremer Stadtmusikanten“ verfasst. Daraus wurde bei uns „Die Wiener Stadtmusikanten“, da hat auch die türkise Truppe des endlich wieder Ex-Kanzlers ihr Fett abgekriegt. Beim „Rentier“ habe ich ausgelassen herumexperimentiert, das geht, wie du sagst, schon stellenweise in Richtung Theaterstück oder auch Drehbuch. Vielleicht klingelt ja bei jemandem was. Dein Debüt spielt zu einem großen Teil im Pinzgau. Was das Lesen sehr vergnüglich macht, ist, dass du mit den Traditionen und auch mit Klischees spielst. Aufgefallen ist mir an dieser Stelle, dass du deine Figuren nie wirklich im Pinzgauer Dialekt miteinander sprechen lässt. War das eine bewusste Entscheidung? R.B: A Gwirg is des gwe’n, do hu i woihtan vü zan kiefün kchob! Frei übersetzt: Es war eine leidvolle Entscheidung. Ich wollte die Pinzgauer Figuren anfangs viel mehr in ihrem Dialekt reden lassen, habe es aber ehrlich gestanden nicht auf die Reihe gekriegt. Da gab es zum einen das Problem der Transkription. Vieles, was gesprochen fein klingt, ist mir niedergeschrieben als Murks vorgekommen. Ich habe es mit verschiedenen Schreibvarianten probiert, die mir aber allesamt nicht gefallen haben. Zudem existiert „das Pinzgaurische“ als solches ja gar nicht. In Wahrheit spricht man ja von Dorf zu Dorf anders, und innerhalb der Dörfer oder Marktgemeinden oder Städte macht es noch einmal einen Unterschied, von welchem Ortsteil und aus welcher Schicht du kommst. Schattseitler reden anders als Sunnseitler. Bauern reden anders als der Rest der Leute. Zumindest war es einmal so, und ist es noch in meinem Kopf. Ich habe ja bewusst einen fiktiven Ort als Schauplatz gewählt, also wollte ich auch nur überregional gesprochene Dialektwörter verwenden, die nicht auf einen bestimmten Ort verweisen. Nicht zu vergessen der Wandel der Sprache. Mein Buch spielt von den 1940ern bis in die 1980er, da gab es ja einen ziemlichen Sprung, und einen noch größeren Sprung gab es dann von den 1980ern bis heute. Meine Oma hat einen anderen Dialekt geredet als ich, und bei den heutigen Kids klingt es wieder anders. Wäre ich da überhaupt sattelfest genug? Einfach ignorieren? Solche Überlegungen haben mir das Hirn vernebelt – bis ich mir die rettende Frage gestellt habe: Sollen die Figuren eigentlich nur deshalb Pinzgaurisch reden, weil ich das irgendwie schön finden würde? Oder hat es irgendeinen Nutzen für das Buch? Und ich habe mir dann die Antwort gegeben, dass es keinen Mehrwert für Buch und Leser hat, sondern im Gegenteil von dem wegführt, was mir wichtig ist. Wichtig ist mir unter anderem das – wie du es genannt hast – Spiel mit Traditionen und Klischees, und natürlich auch das Durch-den-Kakao-ziehen von Glaubensvorstellungen aller Art. Du lässt eine Menge nordischer Göttinnen und Götter auftreten, und dann gibt es da einen doppelbödigen See. Hast du die finnische bzw. samische Mythologie an manchen Stellen ein wenig gesprengt, oder hältst du dich in deinen Darstellungen strikt an die Überlieferungen? R.B: „Ein wenig gesprengt“ ist gut! Ich habe mir alle Freiheiten der Welt genommen. Und mir die Götterwelt gemacht, wie sie mir gefällt. Es ist aber auch im Bereich der samischen Mythologie erstaunlich viel „Wahres“ im Buch. In nahezu allem steckt ein Körnchen Wahrheit. Mehr sollte man sich von einem Buch, bei dem im Untertitel jodelnde Pferde vorkommen, wohl auch nicht erwarten. Bei den Göttern habe ich mir mehr zurechtgebogen als bei den Geistern – bei denen bin ich nahe an den hochseriösen Überlieferungen geblieben. Alle Geister, die im Buch vorkommen, gibt es wirklich, hätte ich jetzt fast gesagt. In deinem Buch treffen die unterschiedlichsten Figuren und Mythen aufeinander, auch wird man immer wieder überrascht (so taucht etwa das Bernsteinzimmer wieder auf). Wie lang war der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Buch und welche Meilen- bzw. auch Stolpersteine lagen dazwischen? R.B: Die erste Idee ist mir vor fünf Jahren in Lappland gekommen, beim Besuch eines Saivos, also eines doppelbödigen Sees. Das war unheimlich mystisch und gleichzeitig lustig und entspannt, wie so vieles in Finnland und besonders in Lappland. Wir Älpler vermuten ja bei jeder größeren Pfütze gleich, dass am Grund Nazigold versteckt ist. Weil auch einer meiner Großväter sein Leben als Wehrmachtssoldat im hohen Norden beendet hat, war die Grundidee für das Buch schnell geboren. Die Geschichte ist bald in die verschiedensten Richtungen davongaloppiert. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Westafrika (in einer finnischen Künstlerkolonie im Benin) und etlichen schrägen Erfahrungen mit Voodoo-Zeremonien war mir dann klar, dass auch die dortige Mythologie irgendwie ins Buch hinein muss. Ein fast unüberwindliches Hindernis war für mich die Verknüpfung von spöttischem Grundton und Nazithematik. Ein Minenfeld! Als Meilenstein sehe ich den Moment an, in dem ich die erste geschriebene Version den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, also Freunden zum Lesen gegeben habe. Nichts kurbelt die Kreativität so sehr an wie Kritik! Du hast im Corona Jahr 2020 den Landam Saivo- Verlag gegründet. Hast du vor, in Zukunft auch andere Autor*innen zu verlegen? Und wenn ja: Schwebt dir eine bestimmte inhaltliche Ausrichtung vor? R.B: Gegründet habe ich den Verlag sogar schon im Vor-Corona-Herbst 2019 – und gleichzeitig begonnen, mir über den einjährigen Verlagslehrgang im Goldegg-Verlag ein paar elementare Branchenkenntnisse anzueignen. Ja, ich will auch andere Autor*innen verlegen. Ob ich mich selbst noch einmal verlegen würde, schwebt freilich in der Luft. Weil es halt doch einen gewissen Goût hat. Und weil Autor und Verleger in manchen Dingen natürliche Feinde sind, die sich gegenseitig auf die Füße steigen. Was blöd ist, wenn es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt. Inhaltlich schwebt mir ausgelassene, aber tiefgründige Literatur aus und über Finnland und die Salzburger Alpenwelt vor. Wenn man einen eigenen Verlag gründet, ist man ganz schön eingesetzt – von Behördengängen bis hin zur Herstellung und Vermarktung und dem Aufbau eines Programms. Bleibt da noch Zeit zum Schreiben? Und wenn ja: Verrätst du uns, was gerade entsteht? R.B: Ich würde es so formulieren: Als Verlagsgründer hast du viele schöne Dinge zu erledigen und triffst auf interessante und angenehme Menschen. Sieh es als Vergnügen – oder lass es! Ich jedenfalls möchte es nicht mehr missen. Mein Feuer ist also noch nicht erloschen. Derzeit beschäftige ich mich mit der Übersetzung der autobiographisch angehauchten Erinnerungen einer 1938 im letzten Moment als junges Mädchen nach Finnland entkommenen Wiener Jüdin, die dort zu einer großartigen Künstlerin gereift ist. Daneben jage ich anderen blauen Blumen nach: Ich habe mir etwa in den Kopf gesetzt, Novalis’ Roman „Heinrich von Ofterdingen“ zu einer Bühnenversion einzudampfen. Das ist ein Werk voll begnadeter Verrücktheit. Roland Bonimair: Geboren und aufgewachsen in Mittersill (Pinzgau). Studium Germanistik und Finnougristik in Wien. Autor und Journalist. „Zum Goldenen Rentier“ ist sein Debütroman. https://www.landamsaivo.at Zum Goldenen Rentier Landam Saivo, 2020 144 S. ISBN 978-3-200-07333-3, €18,90

  • "A SCHENS LEM"

    Immer wieder werden erreicht uns mit der Post eine CD oder auch LP – die wir in Zukunft gerne auch auf unserem Blog vorstellen wollen. Ein besonderer Hörgenuss für alle Liebhaber*innen von Christine Nöstlinger ist die vor einem Jahr erschienene CD "A schenes Lem– Die Nöstlinger Songs" des Musikers Gerald Votava. 2018 hat Christine Nöstlinger dem Schauspieler und Musiker Gerald Votava, der 2016 in der Verfilmung von „Maikäfer, flieg!“ ihren Vater spielte, ein paar ihrer späten Dialektgedichte zur Vertonung überlassen. Nach drei Jahren intensiver Auseinandersetzung entstand das Album "A schenes Lem", das seit Ende 2020 als LP und CD erhältlich ist. Das Schöne an dieser Produktion: Das Musikarrangement (Soyka am Akkordeon!) hält sich dezent im Hintergrund und nimmt den Texten nichts an Kraft – ganz im Gegenteil. Hörer*innen, die die spezielle Nöstlinger-Mischung aus nüchterner Tristesse, Gesellschaftskritik und Humor immer schon geliebt haben, werden mit dem Album in jedem Fall eine Freude haben! mpk, 12.01.2021 Hörproben gibt es auf YouTube – bestellen kann man das Album >> HIER Live Präsentation: 14.2.2022, 19.30, Stadtsaal Wien (> Tickets) Infos zur CD: A schönes Lem – Die Nöstlinger Songs Medien Manufaktur, Dez 2021 Stimme, Gitarre: Gerald Votava Akkordeon: Walther Soyka Schlagzeug: Maria Petrova Hinweis: Die späten Gedichte von Christine Nöstlinger sind 2019 im Residenz Verlag erschienen Christine Nöstlinger Michael Köhlmeier (Vorwort) Gerald Votava (Nachwort) Barbara Waldschütz (Illustrationen) NED, DASI NED GEAN DO WARAT Gedichte I frog mi imma: Wos is schlimma? Bes oda bled? Tiefsinnig, rabenschwarz und voller lakonisch-heiterer Zwischentöne, so lesen sich die neuen Dialektgedichte von Christine Nöstlinger. Sie erzählen von Sorgen und Hoffnungen, von Bösartigkeiten und von dem Umgang mit dem Alter. Die arbeitsscheue „Jasmin vun da Vira-Schdiagn“ liegt ihrem Mann auf der Tasche, der „Westbaunhof-Rudl“ schaut sich jeden Tag die kleinen und großen Dramen des Lebens am Bahnsteig an, der stille Meia entfaltet nur vor seinem Goldfisch seine geheimen Gewaltfantasien – soll man deswegen die Polizei rufen? Die Lyrik aus dem Nachlass von Christine Nöstlinger schaut nuanciert vor allem dorthin, wo der Rand der Gesellschaft ist. Ein Muss für alle Freunde der Wiener Dialektdichtung und Nöstlinger-Fans. >> zur Seite des Residenz-Verlags

  • "AUSDÄMPFT"

    „Ausdämpft“. So heißt der neueste Band mit Dialektgedichten von Christian Schreibmüller. Auf dem Cover: ein Aschenbecher mit zwei Zigarettenstummeln. Das soll die Nichtraucher*innen unter den Lesenden allerdings nicht abschrecken, denn es heißt bloß: „Es is vuabei, mei Laav, dees woar es. Zaummblei’m gaawad nua no Zores.“ In dem 134 Seiten starken Gedichtband geht es ums Leben schlechthin. Um die Beziehung der ungeduldigen Eltern zu ihrem Kind, das gerade begeistert die Welt entdeckt. Um Beziehungen zwischen Mann und Frau und die täglichen Nachrichten – oder auch um beides in einem, wenn sie sich etwa die Hände im Geschirrtuch abtrocknet und meint, dass es "Nix neix" gäbe, und das, obwohl es im Radio doch gerade hieß, „dass s’ sexadåchzg Kinda in d’ Luft gsprengt haum“. Es geht um die EU, die manches Mal an das „Dschunglcamp“ erinnert, um den Hunger, der sich als „Fantoomschmeazz iagndwo im waachn Untabauch“ bemerkbar macht, um die „Presslufthåmma in the City / um Affmhitz und Gänsehaife“ – oder auch ums Gfrett mit dem Boatt, denn: Soll er ihn nun wachsen lassen, oder nicht? Mit einem Wort: Es geht um die ganz großen und die scheinbar kleinen, alltäglichen Fragen. Wie etwa die nach der richtigen Verabschiedung. Du waaßt ned, soist jetzt soong; „Baba! Mochs kimftig bessa, Hawara!“ Du waaßt ned, soisd jetzt sogn „tschüss!“ Weu dees am End zu trockn is und aundraseits a hinghauchts „tschau“ a Fuatsetzung bedeitn kau vo wos, wos ’d wiakle nimma wüüst (…) „Im Galopp durch den Dialekt“ lautet der Untertitel, und tatsächlich geht es in rasantem Tempo durch die Gedichte, die mit einer großzügigen Prise schwarzem Wiener Humor und viel Rhythmus gewürzt sind. Alle, die Christian Schreibmüller von diversen Poetry-Slam-Bühnen kennen, werden ohnehin seine Stimme im Ohr haben – wenn er etwa vom Bertl erzählt, dem Immobilienhai. Oder von da „Laa in ’n Schädl“, die dann doch so voller Gedanken zu sein scheint. alle Zitate aus: Christian Schreibmüller: AUSDÄMPFT - Im Galopp durch den Dialekt, Edition Klopfzeichen, 2022 ISBN: 978-3-903584-02-0 > zum Autorenportait

  • "MEI HEAZ IS IN HOCHLAUND"

    Nur ein einziges Mal besuchte der schottische Nationaldichter Robert Burns (*1759 – sollten Sie ihn nicht kennen: Er schrieb unter anderem Auld Lang Syne) das schottische Hochland mit seinen Mooren und Seen. Ein Erlebnis, das ihn so nachhaltig geprägt hat, dass es ihn zum Niederschreiben alter schottischer Volkslieder veranlasste. Eine "Wienerische Interpretation" dieser Lieder finden Sie nun auf dem Klangbuch »Mei Heaz is in Hochlaund« – eine CD, die per Crowd-Funding finanziert wurde und vor kurzem im Mandelbaum-Verlag erschien. Robert Burns war kein Elfenbeinturm-Schreiber, sondern immer mittendrin. In einem Wirtshaus zum Beispiel. Er schrieb, was er erlebte, was ihn bewegte. Dichtete spontan, reimte ad hoc. Burns Dichtung ist ungeschönt, sie will keine "hohe Kunst sein", sondern ist durch und durch selbst erlebt. Sie ist kritisch, politisch, empört. Aber sie lobpreist auch. Die Robert Burns Society Austria hat es sich zur Aufgabe gemacht, Robert Burns in Wien bekannter zu machen. Gelingen tut das allemal, die Burns Night ist für viele ein Fixpunkt im jährlichen Ausgeh-Kalender. Wurden anfangs noch hochdeutsche Übertragungen vorgetragen, erschienen diese den Veranstalter*innen bald zu künstlich, zu weit von Burns Schottischem Dialekt entfernt. Dieter Berdel – von H.C. Artmann geschult – übersetzte die Gedichte und Lieder schließlich kongenial ins Weanarische übersetzt (> zu lesen in "For Honest Poverty"). Aufgrund der Corona-Maßnahmen musste auch die Burns Night in den letzten beiden Jahren abgesagt / ins Internet verlegt / verschoben werden. Schon früh im Lockdown entstand die Idee, einen Crowdfunding-Aufruf zu starten, um ein CD-Projekt zu verwirklichen. Kein Ersatz für das Live-Erlebnis, aber trotzdem ein Must-Have für alle Burns-Fans und Liebhaber*innen von Wienerlied und Dudelsack. Hören Sie unter anderem Willi Resetarits, der das dampfende Gericht in der Schüssel, das Haggis, lobt und Cornelius Obonya, der am „Am raund fon föd“ steht und seine einzig wahre „Liab“ besingt. Robert Burns Mei Heaz is in Hochlaund Mit Texten von Dieter Berdel und Karl Menrad Stimmen: Wolfram Berger, Karl Fischer, Tini Kainrath, Colin Munro, Cornelius Obonya, Robert Reinagl, Willi Resetarits, Monika Schwabegger, Susi Stach, Erwin Steinhauer, Maria Stippich Musik: Peter Havlicek (Kontragitarre), Helmut Stippich (Schrammelharmonika), Peter Rosmanith (Perkussion) und Nikolai Tunkowitsch (Violine). Illustriert von Linda Wolfsgruber Mandelbaum Verlag.

  • "BLIAN und VABLIAN"

    „Blian und Vablian“ – damit hat mich der honorable Peter Paul Wiplinger lausbubenartig auf die falsche Fährte gelockt: zwei biblische Gestalten, die möglicherweise in den Apokryphen zu finden sind, oder zwei Figuren aus der französischen Literatur des 15. Jahrhunderts – nichts dergleichen. Es genügt, den Titel halblaut auszusprechen, um zu erkennen, wer nicht auf diese Idee kommt, muss aber auch nicht lange warten. Schon im ersten Gedicht (S. 8), dem titelgebenden, wird das Rätsel gelöst: Es geht ums Blühen und Verblühen, in des Dichters Heimatdialekt, dem Haslacherischen, verfasst. Damit offenbart Peter Paul Wiplinger schon zu Beginn den ganzen Charme und Zauber, die unendliche Fantasie, die dem Dialektalen innewohnt. Es gibt wenige Zeitgenossen, die diese Kunst der Dialektdichtung betreiben, und zwar dergestalt, dass das Werk auch Substanz hat und sich nicht im Humor erschöpft. Das ist dem H. C. Artmann gelungen zum Beispiel, auch Gerhard Rühm, Christine Nöstlinger, Rolf Schwendter, Manfred Chobot, Willi Resetarits, Gerhard Kofler oder Günter Brödl gehören genannt. Die Liste reicht bis zu Rudolf Kraus oder Karl Stirner mit seinen „73“ Vierzeilern, den ich in dieser Reihe nicht unerwähnt lassen möchte. Dass Peter Paul Wiplinger sein Handwerk beherrscht, muss man nicht erwähnen. Was jedoch erstaunt, ist die Leichtigkeit und Verspieltheit, mit der dieser Grandseigneur der deutschsprachigen Gegenwartsdichtung hier ans Werk geht. Wüsste man nicht, dass Wiplinger das Dialektale als publizierbares Arbeitsmaterial erst vor gar nicht allzu langer Zeit für sich entdeckt hat, man würde glauben, er hätte nie etwas anderes geschrieben. Die Lektüre vermittelt den Eindruck, er habe nun seine allerletzten Zwänge abgelegt und könne nun frei sprechen. Die Verschriftlichung des in Haslach gesprochenen Dialekts gelingt Wiplinger aufs Trefflichste, er versteht es, mit dem Hörbaren zu malen: Mit wenigen Pinselstrichen zaubert Wiplinger authentische Figuren und lebendige Landschaftsmotive ins Herz der Lesenden. Schon das erste Gedicht verrät, worauf es dem Verfasser ankommt: „Und oiss hot oamoi a End: / mog sei so oda so; owa / so is’s hoid im Lebm, / des endt jo a mit’n Tod.“ Unaufgeregt, mit spielerischer Leichtigkeit nähert sich Wiplinger den großen Themen, die sich einem nachdenklichen Menschen, der sich sein Lebtag entschieden für die Entrechteten, für die verfolgten Standeskollegeninnen und -kollegen eingesetzt hat, eben stellen. Und so verweist Wiplinger auf eine gewisse Spernbauer Minni (S. 59): „Da Hitler is a Vabrecha soi’s domois / mittn af’m Moaktplotz gschrian hobm. / Und donn woar’s auf oamoi vaschwundn.“ Nun kann man davon ausgehen, dass besagte Dame keine Berühmtheit in Haslach, Wiplingers Geburtsort, war. Man kann weiters annehmen, dass über die Frau, die laut dem Gedicht wegen des Vorfalls ins KZ Mauthausen verschleppt wurde, die Internierung überlebt hat und hernach am Bau gearbeitet hat, kaum jemand ein Wort geschrieben hat. „Nur daß de Hitler-Gschicht / ihr fost den Kopf kost hot, / des hot ma gwißt, mehr ned.“ – Mit diesen Zeilen verewigt der Autor einen aufrechten Menschen mit Zivilcourage für die Ewigkeit und sorgt dafür, dass der Spernbauer Minni ein klein wenig Gerechtigkeit widerfährt, hebt sie aus dem moralinsauren Morast des Verdrängens auf einen kleinen Sockel für die Nachwelt. Zum größten Teil stammen die Gedichte aus den vergangenen Jahren. In ihnen nimmt uns Peter Paul Wiplinger mit auf eine Zeitreise, die 87 Jahre umfasst. In erzählender Lyrik beschenkt uns der Urheber mit kleinen Filmchen aus seinem reichen Erinnerungsschatz. Alltagsbeobachtungen, Stillleben, Natureindrücke sowie Liebschaften, Gefühlsregungen oder die kleinen Konflikte sind es, die den Autor beschäftigen. Man hört die Menschen sprechen, man sieht die Leute, denen er ein literarisches Denkmal setzt – es gibt eine Reihe von Gedichten, die verblichenen Familienmitgliedern und engen Lebensbegleiterinnen und -begleitern gewidmet ist –, man riecht den Hollunder (S. 142) und blättert durch das reichhaltige Leben eines durch und durch Dichter gewordenen Menschen, der hin und wieder auch über sich selbst lachen kann („Nua a Frog“, S. 124). Wiplinger verzichtet gänzlich auf Pathetik oder unnötigen Schmuck, beschönigt nichts und behält sich stets die Bescheidenheit vor, auf jegliche Wertung zu verzichten. Peter Paul Wiplinger äußerte vor Jahren seine ernsthaften Sorgen, die ihm der Verlust der Dialektik in der öffentlichen Debatte bereite. Der dialektische Diskurs sei bestimmt durch die Bereitschaft, die Sichtweise des Gegenübers einzunehmen, bevor man ein Gegenargument schmiedet. Diese Geisteshaltung zieht sich auch wie ein roter Faden durch „Blian und Vablian“, denn die Welt ist nicht nur schwarz-weiß, gut oder böse: Peter Paul Wiplingers Charaktere sind ebenso voll von Widersprüchen und Unzulänglichkeiten wie alle Menschen. Es gibt genauso wenig schönzureden, wie es zu Verherrlichendes gibt. Diese Einsicht spendet ein wenig Trost, lässt jedoch auch das Schwinden der Zuversicht anklingen, das mit der Lebenszeit unweigerlich zunimmt. Letztendlich bleibt mir noch, dem verdienstvollen Helmuth A. Niederle zu danken, der Peter Paul Wiplinger, wie dieser höchstselbst in einer Vorbemerkung erwähnt, dazu überreden konnte, das vorliegende Werk zu beginnen und vollenden. Hier drängt sich dennoch eine letzte Frage auf: Wieso hat man keine zwei eigenständigen Bände gemacht? Eine eigene Auswahl der jüngsten Werke sowie eine Zusammenstellung älterer Gedichte hätte sich dafür geradezu angebiedert. Aber ein echter Wiplinger biedert sich eben nicht an. Und vielleicht ist er ja noch einmal auf den Geschmack gekommen. Rezension: Armin Baumgartner Peter Paul Wiplinger BLIAN UND VABLIAN Dialektgedichte Korrektur Verlag – P.E.N. Austria, Wien 2022, 210 Seiten ISBN 978-3-9505341-1-5

  • "KURZENBACH"

    Ist man in Kurzenbach hungrig, muss man sich mit Toast Hawaii im Sportbuffet Trixi oder einer Mehlspeis im Café Weber begnügen … Der Wein hingegen ist ein Traum! Buchbesprechung Lambert Zuser ist seit 25 Jahren Bürgermeister von Kurzenbach, einem kleinen, verschlafenen Ort, in dem man stolz auf seinen Wein ist. Aber was hat man schon vom Stolz, wenn die Tourist*innen ausbleiben, weil die Gastronomie fehlt und die Jungen fortziehen? Deswegen kommt es Zuser nur gelegen, als – knapp vor der Wahl – plötzlich alle etwas von ihm wollen. Zuerst bittet ihn der Jungwinzer Hammerer, den Außenbereich seiner Buschenschank vergrößern zu dürfen, und dann hat auch noch die aus Salzburg zugezogene Künstlerin Anna-Lena Wajgl eine Idee: Sie möchte ihre moderne Skulptur "Per aspera ad astra" am Hauptplatz aufstellen ... Normalerweise schätzt Zuser Veränderungen ja nicht. Aber er weiß: Wenn er den Rekord brechen und am längsten amtierender Bürgermeister von Kurzenbach werden will – und das will er unbedingt! – dann muss er sich anstrengen. Vor allem jetzt, da die Absolute wackelt, denn der Weber, der sein Café (inklusive Fremdenzimmer!) ausbauen möchte, kandidiert für die Roten, Gemeindearzt Czulak (Zusers ehemaliger Kontrahent) hat jetzt eine eigene Liste gegründet und seine, Lamberts, eigene Tochter (dieses undankbare Balg!) ist plötzlich Spitzenkandidatin der Grünen und macht sich für den Schutz der Biber, die in Kurzenbach zu einer echten Plage geworden sind, stark. Als schließlich ein gewisser Miroslav Antic von der geheimnisvollen „Market Center Group“ auf der Bildfläche erscheint und Zuser bittet, das brach liegende Grundstück, auf dem jedes Jahr das Wiesenfest stattfindet, in Bauland umzuwidmen, um in Kurzenbach ein Einkaufszentrum zu errichten (ganz nach dem Motto: "FAHR NICHT FORT, KAUF IM ORT!"), wittert der Bürgermeister seine Chance. Damit seine Pläne am Wahltag aufgehen, muss er jedoch noch seinen Anglerfreund Rudi Wasitzky um Unterstützung bitten ... Heimat-und-Politik-Satiren leiden bekanntlich allzuoft unter dem Schenkelklopfer-Syndrom. Nicht so "Kurzenbach" – was vor allem daran liegt, dass Kühn seine Figuren ernst nimmt und in keinem Moment (selbst in ihrem peinlichsten nicht) vorführt. »Rudi Wasitzky galt als gemäßigter Freiheitlicher, einer vom alten Schlag. Zum Zweiten Weltkrieg äußerte er sich nicht, gelegentlich, nach ein paar Spritzweinen, erzählte er harmlose Judenwitze, wie er gerne betonte, aber mit den Burschenschaften hatte er nichts am Hut«, heißt es etwa über Zusers Anglerfreund. Kühn hätte den Freiheitlichen diesen Witz auch direkt erzählen lassen können. Dass er es nicht tut, macht dieses Buch so fein. Und Lambrecht Zuser selbst? Den hat man am Ende sogar irgendwie lieb. Kühn zeigt uns den amtierenden Bürgermeister nämlich nicht nur als zu dicken, cholerischen Politiker, der die Zügel nicht aus der Hand geben möchte, sondern auch als schüchternen Bub aus dem Mostviertel, der es später seinen Schwiegereltern nie recht machen wird. Es sind die knappen Ausflüge in die nahe und fernere Vergangenheit, in Zusers Kindheit, aber auch an den Beginn der Biberplage, die dem Roman Tiefgang verleihen. Denn sie lassen erahnen: Nicht nur jede Medaille, auch jeder Mensch hat zwei Seiten – auch wenn wir manchmal nur eine von ihnen sehen möchten. Schlussendlich schafft Kühn es, dass wir Lesende nicht nur Zusers Motive nachvollziehen können, sondern selbst den Ärger der niederösterreichische Landeshauptfrau, die mit ihren Bürgermeisterkandidaten ganz schön zu kämpfen hat. Fazit: Kurzenbach ist eine gelungene Heimatroman-Satire, die zwar so manche Lachträne hochsteigen lässt, jedoch an keiner Stelle plump wirkt. Klischees werden erfüllt, so wie sie das Leben erfüllt, jedoch nicht überstrapaziert. Vor allem jene, die selbst in kleinen Gemeinden wohnen, werden vieles wiederkennen und ihren besonderen Spaß mit dem Roman haben. Und den 100%-Wiener*innen sei an dieser Stelle gesagt: Es gibt sie wirklich, diese Kurzenbachs. O ja, und wie es sie gibt! Ein besonderes Zuckerl, das dieses Buch bietet: Die Menschen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, nämlich im Dialekt! (Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner) Wolfgang Kühn KURZENBACH Flachland-Saga Bibliothek der Provinz, 2022 ISBN: 978-3-99126-006-6 228 Seiten | € 24,00 > Leseprobe Gespräch mit dem Autor Wolfgang Kühn, Literaturscout, Kulturvermittler, Herausgeber und Autor. Mitbegründer des Festivals „Literatur & Wein“, der Septemberlese Langenlois und der Literaturzeitschrift „DUM – Das Ultimative Magazin“ (1992). Anlass des Gespräches ist das 30 Jahre Jubiläum der Literaturzeitschrift DUM sowie sein im Dezember 2021 erschienener Roman „Kurzenbach“ (Bibliothek der Provinz).

  • "OLLE VIECHA, OLLE FISCH"

    Hat die Dritte Hand schon 2020 mit ihrem Album „Kuchlsitzn“ Vielen von uns den März (und den ersten Lockdown) versüßt und uns (vielleicht nicht nur) die mental-musikalische Gesundheit gerettet, gibt es auch in diesem März endlich wieder Grund zur Freude: die neue Platte der Band, „Olle Viecha, olle Fisch“ ist da! Wer sich nach dem psychedelischen Sound von etwa „Ghupft wia Ghatscht“ sehnt, wird auch hier nicht enttäuscht werden („Dicht“), aber die Band hat diesmal ihre Fühler auch in neue Richtungen ausgestreckt, wie etwa in der ersten Single des Albums, „Beograd“. Was sich durchzieht, ist die Fähigkeit der Dritten Hand, dem zuhörenden Publikum zwischen den Zeilen und Tönen unter die Haut zu kriechen, sich einzuschmeicheln und dann ein bisschen herumzustirdln in dem, was sie gerade vorfindet. Und das alles in ostösterreichischem Dialekt. In Texten, die von Dada über Romantik bis zu großartigen Reimen („wie wonn olles des nix wa / Menschnoffn, Dinosauria“ – danke!) alles beinhalten. Adele Knalls wunderbarere Bässin hält uns dabei an der Hand und wiegt uns in Sicherheit, David Bergstötter am Schlagzeug malt zarte und an manchen Stellen weniger zarte Hintergründe. Ganz vorne geben sich Bernhard Scheiblauers Hammond-Orgel und Mario Schlagers Gitarre die Töne in die Hand. Die Orgel darf mal funkeln, mal in weiten Ebenen wüten und stürmen. (Wobei am Ende von „Beograd“ die Frage bleibt, warum nur so kurz?) Die Instrumente reiben sich aneinander bis es zischt, strahlt und „Liachd wiad“. Und wir reiben uns die Augen und fragen uns am Ende des Albums, aus welchen wilden Traumwelten wir da aufgewacht sind und wie wir bitte wieder zurückkommen. Denn wenn Mario Schlager singt „Gib ma dei Zeid, des is olles, wos i brauch von dia“, dann wollen wir ihm und der Dritten Hand am liebsten ganze Tage schenken, um in ihren Tönen und Wörtern zu versinken und uns verschlucken, verdauen und wieder ausspucken zu lassen. Rezension: Katherina Braschel Dritte Hand Olle Viecha, olle Fisch Medienmanufaktur 2024 CD: 18€ LP: 22€ www.drittehand.com

  • BIN NIT VA DAO, BI VA WEIT HEA

    Dieses gleichermaßen wundersame wie wundervolle Buch erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick. Und das, obwohl es gewillt ist, alles Erdenkliche dazu beizutragen. Rein haptisch hält man ein ordentliches, quadratisches Hardcover-Werk in Händen, das mit einer eindrucksvollen Gestaltung punktet: Vollformatige Fotos stehen neben groß, zentral und sparsam gesetzten Texten, jeweils ein Gedicht pro Seite. Darunter finden sich meist die Übersetzungen, die äußerst hilfreich sind, wenn es darum geht, den Dialekt der Pinzgauerin zu verstehen, sofern man ihn nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Jene eindrucksvollen Naturfotos sind es aber auch, die einen anfangs in die Irre führen und das Gefühl vermitteln, man hätte sich in ein Biologiebuch für Blumen und Knospen verirrt. Wenn …, ja wenn da nicht die Texte wären! Diese muss man sich jedoch - nicht nur der Mundart wegen - erst erarbeiten und erobern. So, wie die 1941 am Großsonnberg in Taxenbach geborene Theresia Oblasser das Schreiben erst für sich gewinnen musste. Gertraud Steiner, die auch für einige Fotos und die „Übersetzungen“ und Erläuterungen verantwortlich zeichnet, schreibt in ihrem Nachwort sinngemäß, dass Oblassers „Eroberung der Feder“ über weite Strecken ein Kampf war und zitiert damit die Dichterin selbst. Sich von einer verkrusteten Lebensweise und vorgeschriebenen Rollen im Alltag zu entfernen, das war nicht nur das Lebensmotto der dreifachen Mutter Oblasser, sondern davon erzählen auch ihre Texte, die in reduzierte, treffende Worte gewandet sind. Und an diesem Punkt kommen die vielen, eingangs irritierenden Blumen und Knospen ins Spiel: Das Aufspringen, das Aufbrechen, das Erblühen der Bergbäuerin, die mit gut vierzig Jahren erst mit dem Schreiben begonnen hat, versinnbildlicht sich in der erwachenden Natur. Die Autorin tat sich damals mit gleichgesinnten Frauen zusammen und begann mit – für ihre Sozietät - ungewöhnlichen Aktivitäten: Sie verfasste mutige Artikel und wirkte bei überregionalen Arbeitskreisen mit. Und von dieser Seite Oblassers sollte man Kenntnis haben, damit man die blumigen Naturbeschreibungen auch zwischen den Zeilen lesen kann. Auf diese Weise erklärt sich auch der Titel „bin nit va dao bi va weit hea“, der für ein, in regionaler Mundart verfasstes Werk, fast ein wenig befremdlich wirkt. Theresia Oblasser ist in ihrem Leben vermutlich einen sehr weiten Weg gegangen - vielleicht nicht im geografischen - aber im biografischen Sinne. Und dazu ist sie immer aufs Neue aufgebrochen. Und wenn in ihren Gedichten auch das Beschwerliche mitklingt, so bleiben diese dennoch stets frei von Schuldzuweisungen. Im Gegenteil, manchmal scheint die Schriftstellerin selbst zwischen ihren eigen Zeilen nach den positiven Aspekten des Lebens zu suchen … und schafft es, genau diese ewige und bemerkenswerte Neugierde auch auf den / die Lesenden zu übertragen. Schuldzuweisungen haben Oblassers Worte auch gar nicht nötig. Ihre Poesie ist stark genug um als eigenständiger Kommentar zu bestehen. Und so nimmt sie uns mit zu einem Ausflug und vermittelt uns Leser*innen ihre ganz persönlichen Ausblicke auf die Welt. Und ganz nebenbei lernt man auch noch spannende Worte und Begriffe seiner eigenen Muttersprache kennen. Oder hätten Sie, geschätzte Nicht-Pinzgauerin, geschätzter Nicht-Pinzgauer, gewusst, was ’s Reabeidlroa ist? In „bin nit va dao bi va weit hea“ erfahren Sie es. Rezension: Robert Anders Theresia Oblasser „bi nit va dao bi va weit hea Gedichte aus den Hohen Tauern durchgehend farbig bebildert Anton Pustet Vlg., 2023 978-3-7025-0654-4 180S. | € 22,00

  • VON DEN BÖSEN VIECHERN

    der teufel steckt im d d d« … in kreufels stotterteufel – und der ist nur einer von insgesamt 50 bösen viechern, die es in dem kunstvoll gestalteten Gedichtband von Daniel Böswirth zu entdecken gibt. In den Gedichten, die in dreißig Jahren enstanden sind, stecken so viel Lust am Experiment und Phantasie, dass es eine wahre Freude ist. Da trifft man etwa mus musculus,  den krotolottl, einen geisterhirsch auf der pirsch, zarjewitsch zar zeckowitsch, oder auch Jack, der »hüpf, patsch, hüpf patsch« mit nur drei Beinen im Nebel umherstreunt und in den Dreck springt. Gut, Dialektliteratur im strengen Sinne sind die (sprachlich hochwertigen) Quatschgedichte nicht. Aber dieses Buch ist so köstlich, so wunderbar, dass man es allen Menschen von 4 bis 104 in die Hand drücken möchte. Jedem Gedicht steht übrigens ein Linolschnitt gegenüber. Wer sich von Böswirths grafischem Talent ein Bild machen möchte, braucht nur die Morgenschtean-Ausgaben aus dem Jahr 2022 aufzublättern! Rezension: Margarita Puntigam Kinstner Daniel Böswirth von den bösen viechern mit Linolschnitten des Autors fürth ohne th verlag, 2023 ISBN 978-3-200-08931-0 128 S | € 24,00

  • DialektSHOG #5

    Wir feiern mit unserer neuen Sendung auf Radio Helsinki unser Jahresjubiläum! Zu hören gibt es Texte zum Thema „koid, wäama, haaß – Auf der Suche nach der Klimalösung“ von Rudolf Jelinek, Wolfgang Weinlechner, Anna Maria Lippitz, Kuno Kosmos und Veronika Unger. Danach reisen wir ins Bundesland Niederösterreich und hören – zum Teil vertonte – Lyrik von Jasmin Gerstmayr Christine Tippelreiter, Eva Lugbauer und Wolfgang Kühn. Außerdem hören wir uns das neue Album von Reino Glutberg an! am Dienstag, 4. Juni von 18:00 bis 19:00 zu hören in Graz wie immer auf FM 92.6 oder weltweit auf: https://helsinki.at/livestream/ Es moderieren wie gewohnt: Margarita & Kuno Kosmos Mehr Informationen zur Sendereihe sowie die alten Sendungen zum Nachhören unter: https://www.oeda.at/radio

  • DAS GROSSE WÖRTERBUCH DES WIENERISCHEN

    Wie passen das Wienerische und political correctnes zusammen? Sehr oft gar nicht. Es ist schön, dass Robert Sedlaczek sich auch dieses Themas annimmt – nicht nur im Vorwort, sondern auch bei den Begriffserklärungen selbst. Aber auch Zusammenhänge werden hergestellt und mit Quellen belegt. Wissen Sie, was das Salzstangerl mit der Leibesfülle und dem Gehalt eines Beamten zu tun hat? Oder dass unser Karfiol vom italienischen Wort  »cavolfiore« kommt? Wer sich für das alltägliche Wiener Wort interessiert oder gar im Wiener Dialekt schreibt, wird mit diesem Wortverzeichnis eine wahre Freude haben! Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in Morgenschtean U80-81/2024 Robert Sedlaczek: Das große Wörterbuch des Wienerischen Michael Wagner Verlag, 2023 ISBN 978-3-7107-6800-2 552 S. | € 49,90

  • Morgenschtean U80-81

    erschienen im Mai 2024 Was können wir tun, um den Schaden in Grenzen zu halten? Können wir überhaupt noch etwas tun? Denken wir: Hinter mir die Sintflut, lieber das Leben jetzt genießen und mit dem Billigflieger ins ferne Australien fliegen (oder zumindest nach Sizilien)?  Oder genießen wir die eigene Region und bestaunen den Raureif auf den Bäumen vor dem eigenen Haus? Werden wir selbst aktiv – oder ärgern wie uns bloß so lange über die anderen, bis wir selbst heiß laufen? 125 Dialekttexte haben uns insgesamt zum Thema erreicht – so viele wie schon sehr lange nicht mehr. Das zeigt, dass das Thema uns alle betrifft. Und es zeigt: Dialektliteratur kann (und muss!) sich auch mit den unbequemen Fragen unserer Zeit beschäftigen. 26 literarische Beiträge zum Thema konnten in die Printausgabe aufgenommen werden. Weitere Texte, die wir besonders lesenswert finden, die es aber aus Platzgründen nicht mehr ins Heft geschafft haben, präsentieren wir in den Monaten Mai und Juni auf unserer Startseite sowie auch in unserer PDF-Beilage. Außerdem gibt es wieder ein dreiseitiges Interview, diesmal mit dem Singer-/Songwriter Reino Glutberg – und im letzten Drittel rücken wir dann wieder ein Bundesland in den Fokus – diesmal ist es Niederösterreich. Außerdem gibt es zum Heft wieder eine PDF-Beilage mit vielen weiteren Texten und Interviews! zu den Autor:innen-Biografien dieser Ausgabe

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