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Die österreichische Dialektzeitschrift

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»Das richtige Maß zu finden, ist eine Herausforderung«


Vor einem Jahr erschien Eva Lugbauers Dialektlyrikband »faschaun farena fagee« nicht nur als Buch, sondern auch – vertont vom Mostviertler Duo »zoat« – als CD.

Eva Lugbauer (Mitte) mit dem Duo »zoat« (li: Anna Großberger, re: Viktoria Hofmarcher) Foto: © Julia Wesely



Welche Dialekte haben dich geprägt und wo würdest du deinen Dialekt heute einordnen?

Geprägt hat mich das Mostviertlerische – ein Dialekt, den ich eigentlich nicht besonders schön finde, aber die Muttersprache kann man sich naturgemäß nicht aussuchen. Lautmalerisch hat er allerdings seine Reize und es gibt einzelne Wörter, die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind. Dschamsdara, zum Beispiel, ein Liebhaber – kommt leider gar nicht vor in meinem Gedichtband. Oder hinich, kaputt. Auch sehr gut: baganschgal, leichte Schuhe. Nicht zu verwechseln mit dem bandschal, natürlich, der unverbindlichen Liebschaft. Das schlichte schiach ist kein schönes Wort an sich, aber es sagt so viel und kein hochdeutscher Ausdruck kann alle Facetten dieses Worts abdecken.


Dein Debütroman  »Und am Ende stehlen wir Zitronen« erschien 2018 im Wortreich Verlag,. vor einem Jahr kam dein erster Dialektlyrikband »faschaun farena fagee« in der Literaturedition NÖ heraus. Hast du immer auch schon Lyrik im Dialekt verfasst?

Nein, vor diesem Gedichtband habe ich überhaupt nichts im Dialekt geschrieben, auch keine SMS oder andere Nachrichten, die schreibe ich nach wie vor nicht im Dialekt. Dialekt war für mich zum Sprechen da. Alles hat in einem verzweifelten Moment begonnen: Mir ist nichts eingefallen, über das ich im sogenannten Hochdeutsch schreiben wollte – eine Blockade, wenn man so will. Also habe ich meine Gemütslage im Dialekt aufs Papier gefetzt. Das war das Samenkorn und die Pflanze ist dann gewuchert.


Wann entscheidest du dich für den Dialekt und wann für Hochsprache?

Nach Gefühl und durch Experimentieren. Jedes neue Werk verlangt nach einer neuen Sprache. Die zu finden ist nicht immer einfach, auch Hochdeutsch hat ja viele Sounds und es braucht manchmal Zeit, bis ich den richtigen finde. 


Du arbeitest seit Jahren mit dem Duo »zoat« zusammen, die deine Texte vertonen.Wie hat sich diese Zusammenarbeit ergeben?

Wir haben uns zufällig bei einem Auftritt kennen gelernt. Die gemeinsame Arbeit und die Zeit, die wir zu dritt verbracht haben, um an der Musik und der Performance zu feilen, habe ich sehr genossen. Als Autorin arbeitet man ja sonst oft alleine in der Schreibstube. Hier die Köpfe von drei Künstlerinnen zu verbinden und gemeinsam an einem Werk zu schaffen, war sehr inspirierend und schön.


Morgenschtean-Abonnent:innen haben den Schaffensprozess deines neuen Lyrikbandes ein wenig mitbegleiten dürfen, bereits 2021 gab es erste Kostproben daraus zu lesen. Wie lange hast du an den Gedichten insgesamt gearbeitet? 

Am Anfang sind ein paar Gedichte sehr schnell rausgesprudelt, daraus hat sich das Konzept ergeben. Beim Rest war es, als wäre alles schon da, und ich muss es nur noch freilegen. Das ist schnell gegangen, war in wenigen Wochen getan. Die Feinarbeit, das Abschleifen, Feilen an den Worten und das Anordnen der Gedichte hat dann noch etwas länger gedauert.


Gibt es Dialektliteratur (oder auch -musik), die dich besonders anspricht – oder liegen auf deinem Nachtkästchen hauptsächlich Werke in Standardsprache?

Im Dialekt kann man mehr die Sau rauslassen. Das macht Dialektliteratur aber auch anfällig dafür, zu ordinär oder zu emotional zu werden. Hier das richtige Maß zu finden, ist eine Herausforderung und es gibt nicht viel Dialektliteratur, die ich wirklich gut finde. Aber, wenn ich einen Namen nennen soll, dann H.C. Artmann. Seine Dialektgedichte sind kleine Meisterwerke. Sie liegen zwar meistens nicht auf meinem Nachtkästchen, haben aber einen fixen Platz im Bücherregal.


Du gibst auch Workshops für Dialektlyrik. Welchen Ratschlag würdest du jungen Autor:innen mit auf den Weg geben, die im Dialekt schreiben möchten, aber es noch nie versucht haben?

Egal ob im Dialekt oder nicht im Dialekt: Folg der Lust. Fühl den Sog. Und schreib. Selbstzensur kommt später.

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Eva Lugbauer:

FASCHAUN FARENA FAGEE

Dialektlyrik,

mit Illustrationen von Katharina Zenger

Literaturedition NÖ, 2023

ISBN: 978-3-902717-69-6

192 S. | € 24,00


Die CD »faschaun farena fagee« – unterlegt mit Melodien des Mostviertler Ensembles »zoat « – ist bei der Volkskultur Niederösterreich erschienen. Eine Leseprobe sowie einen QR-Code zur Hörprobe finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe.








Morgenschtean – Die Österreichische Dialektzeitschrit

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Hg von: Ö.D.A. – Österreichische Dialektautor:innen

Institut für regionale Sprachen und Kultur

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Gumpendorfer Str. 15, 1060 Wien

Kontakt: morgenschtean@oeda.at

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