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FRALE! – Die steirische Lyrikerin Isabella Krainer im Interview


© Isabella Krainer


Du bist in Kärnten auf die Welt gekommen, hast dann lange in Tirol gelebt, jetzt wohnst du in Neumarkt in der Steiermark. Die Dialektliteratur, die wir von dir kennen, klingt sehr steirisch. War das immer so?

Meine Dialekt-Literatur klingt steirisch, weil es die Sprache ist, in der ich lebe. Oder die in mir lebt. Außer in Graz. Mache ich dort den Mund auf, werde ich für eine Kärntnerin gehalten. In Klagenfurt würde das nie passieren. Da bin ich für die Außenwelt, was ich auf dem Papier bin: Steirerin. Selbst verorte ich meine Texte afoch zwischen Politsprech und Dialektlandschaft. Politische Phrasendrescherei war in Innsbruck mein Ding. Dialekt schreibe ich erst, seit ichs mit der Sprechblasendemokratie nicht mehr so habe. Das tut meinen Gedichten gut. Und mir auch.


In deiner Lyrik beschäftigst du dich mit aktuellen, meist sehr gesellschaftskritischen Themen – und das auf sehr satirische Art und Weise. Wann entscheidest du dich für den Dialekt und wann bleibst du lieber beim Hochdeutschen?

Lache ich über etwas, obwohl ich nicht sollte, entsteht ein Gedicht. Lache ich aber über etwas, für das mich der Blitz treffen müsste, entscheide ich mich für Dialekt.


Gerade eben hast du das große Tiroler Literaturstipendium zugesprochen bekommen. Wie wichtig sind Stipendien für dich – und warum?

Überlebensnotwendig, ganz klar. Wer in Österreich behauptet, allein mit dem Lyrik-Buch-Verkauf über die Runden zu kommen, lügt. Oder hat in einem Ausmaß geerbt, dass es zum Frühstück ohnehin Blattgold auf die Smacks gibt. Solche Leute kenne ich aber nicht. Ich kenne herausragende Lyriker:innen, die sich finanziell gerade mal so über Wasser halten können. Und ja, da reden wir dann ohnehin schon von der Elite. Um sich innerhalb dieser Elite über Wasser zu halten, braucht es Stipendien ebenfalls. Weil da tritt dann die zweite Wirkmacht von Auszeichnungen in Kraft. Nämlich, im Literaturbetrieb überhaupt ernstgenommen zu werden.


Lyrik hat es schwer, heißt es oft, da sie nicht von vielen gelesen wird. Du selbst nutzt die sozialen Medien, wo du immer wieder deine kurzen Gedichte teilst oder auch einmal etwas einsprichst. Wie wichtig sind die modernen Medien heute, um als Lyrikerin wahrgenommen zu werden?

Ich hab mal gelesen, dass Menschen das, was sie am öftesten essen, irgendwann für ihr Lieblingsessen halten. Grund genug, um Lyrik zu servieren, finde ich.



2023 startest du eine Dialekt-Lesetour, am 5. Mai geht es los. Wie werden die Stationen aussehen – wo und wann kann mensch dich hören / sehen?

Dass 2023 mein #dialektjahr #hurra wird, habe ich, um auf die Frage von davor noch einmal einzugehen, online angekündigt. Praktisch war das. Weil ZACK, Reaktion. Und wichtig, weil ich ein Fan davon bin, meine Arbeit und Leistung sichtbar zu machen. Und damit geht’s am 05. Mai hier in der Steiermark los. Dank dem MORGENSCHTEAN, lese ich am 25. Mai im Rahmen der Heftpräsentation in Wien und am 20. Juni gemeinsam mit Katharina J. Ferner und Michael Stavarič in der Steiermärkischen Landesbibliothek in Graz. #juhu. Danach nehm ich meine Dialekt-Gedichte überallhin mit. Zum Kultursommer Wien, zum Beispiel. Und im Juli nach Innsbruck. Mit Siljarosa Schletterer lese ich im August dann einen Gedichtregen auf heiße Steine. Ba mia daham. Wia Feia und Wossa.


Liest du eigentlich selbst viel Dialektliteratur?

Wenn es um Dialekt geht, bin ich grundsätzlich hellhörig. Egal, ob es sich dabei um Literatur, Musik, Film oder irgendwelche Promi-Interviews handelt. Mir ist Dialekt sympathisch. Reden Menschen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, halte ich ihre Aussagen zumindest gefühlt für echt.


In deiner Region bist du auch als Literatur- und Kulturvermittlerin sehr aktiv. Kannst du unseren Leser:innen ein bisschen von deiner Tätigkeit erzählen?

Ich habe 2022 mein erstes Literaturfestival kuratiert. Dabei gings in erster Linie darum, Autor:innen aus der Region eine Bühne zu geben. Fantastisch war das. Und auch unglaublich gut besucht. Danach wurde der Titel »Literarische Nahversorgung« Programm. Seitdem stelle ich Bücher, die mir ins Herz gewachsen sind, online vor. Auch auf den sozialen Kanälen der »murauerinnen«, einem steirischen Frauenkollektiv, das in Sachen regionaler Kulturvermittlung sowieso die Hosen anhat. Und um die Region weiterhin kulturell aufblühen zu lassen, plane ich für 2024 ein Dialekt-Literatur-Festival. Afoch, wals ma taug. Und weil die Erfahrung zeigt, dass Dialekt auf die Bühne gehört.


Am Schluss noch die Frage nach dem Lieblingsdialektwort. Welches ist deines?






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Morgenschtean – Die Österreichische Dialektzeitschrit

Hg von: Ö.D.A. – Österreichische Dialektautor:innen

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