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"Für den Dialekt entscheide ich mich eher unbewusst"

Katharina J. Ferner lebt als Poetin und Performern in Salzburg. Morgenschtean-Leser:innen kennen sie aus der Redaktion, die Mitarbeit bei Ö.D.A. hat sie motiviert, selbst im Dialekt zu schreiben. Derzeit schreibt sie als Writer in Residence in Lettland.

Katharina J. Ferner (Foto: Mark Daniel Prohaska)


Sprache und Sprachklang sind dir wichtig, nicht nur in deiner Lyrik, sondern auch in deiner Prosa. Du bezeichnest dich deswegen auch ganz bewusst nicht als Autorin, sondern als Poetin. Wann hast du die Lyrik für dich entdeckt – als Lesende und auch als Schreibende?

Allerdings, ich glaube jedoch auch dran, dass Sprache und ihr Klang in der Prosa wichtig sind. Mir ist es aber ein Anliegen, durch die Positionierung der Poesie zu bewusster Präsenz zu verhelfen. Gedichte haben mich schon seit der Schulzeit begleitet und interessiert. Ich denke da an Else Lasker-Schüler ebenso wie an Mascha Kaléko oder später Uljana Wolf. Geschrieben habe ich sie damals auch schon, aber ihre Eigenständigkeit haben sie vermutlich erst durch die Arbeit am ersten Lyrikband bekommen.


In einem Essay im Wespennest schreibst du, dass du durch deine Mitarbeit bei der Ö.D.A. und den Kontakt zu Dialektautor:innen auch selbst begonnen hast im Dialekt zu schreiben.

Wie kam das? Kannst du dich da noch an einen zündenden Moment erinnern bzw. an deine ersten Schreibversuche im Dialekt?


Einerseits setzt die ständige Beschäftigung mit verschiedenen Dialekten auf ganz natürliche Weise den Prozess in Gang, dass man die eigene Mehrsprachigkeit genauer unter Beobachtung stellt. Andererseits gab es konkrete Motivationen, wie das beständige Nachhaken von Andreas Plammer, wann ich denn nun einmal etwas im Dialekt schreiben würde. Das stetige Einhören durch die Lesereihe „Anno Dialekt Donnerstag“ und der Besuch unzähliger „Dritte Hand“-Konzerte haben mich auf dem Weg begleitet. Letztendlich wagte ich dann wohl durch die Methode der Gegenüberstellung von Dialekt und Hochdeutsch, wie es Michael Stavarič in seinem Gedichtband „in an schwoazzn kittl gwicklt“ macht, den entscheidenden Schritt.


Mittlerweile hast du neben zwei Romanen auch zwei Lyrikbände veröffentlicht. Im ersten mit dem Titel „Nur einmal Fliegenpilz zum Frühstück“ (Limbus 2019) spielt der Dialekt eine zentrale Rolle, aber auch in deinem zweiten Lyrikband „Krötentage“ (Limbus 2022) finden sich Dialektgedichte. Auch für die Salzburger Krone dichtest du in Hochdeutsch und im Dialekt. Wann entscheidest du dich für den Dialekt und wann für Hochsprache?


Für den Dialekt entscheide ich mich eher unbewusst, außer es ist im Vorhinein klar, dass es zwei Sprachversionen geben soll, wie in den Gedichten für die Salzburger Krone.


Viele junge bzw. neue Dialektautor:innen sehen es als große Herausforderung, den eigenen Dialekt in Schrift zu übersetzen. Wie ging es dir da am Anfang? Bzw. hast du Tipps für Autor:innen, die gerade im Dialekt zu schreiben beginnen, worauf sie achten sollen?


Bei der Verschriftlichung denke ich erst einmal daran, dass ich selbst das Geschriebene wieder lesen oder vorlesen können muss. Später erst achte ich auf Einheitlichkeit oder aber auf bewusste Brüche. Gerade bei häufigen Wörtern wie „oiwei“ oder „ollewei“ variiere ich je nachdem, zu wem ich gedanklich spreche. Außerdem ist handschriftliches Notieren für den Anfang wesentlich einfacher, einfach weil da kein automatisches Wörterbuch eingreift und man verschiedene Versionen schnell visualisieren kann. Möglicherweise bin ich da auch altmodisch.


Du reist gerne. Wie ist das denn, wenn du in Österreich, in der Schweiz oder in Deutschland unterwegs bist? Sind es auf deinen Reisen auch die Dialekte, die dich interessieren?


Ja, es ist eigentlich unwesentlich, in welchem Land ich unterwegs bin. Sprache interessiert mich, Dialekt insbesonders, weil es darin oft noch mal eine tiefere Ebene zu entdecken gibt.



Im Moment bist du gerade als Writer in Residence in Lettland. Wie geht es dir mit der lettischen Sprache? Wird etwas von ihrem Klang in deine Gedichte einfließen – oder ist dir diese Sprache dann doch zu fremd?

Lettisch kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch schwer durchschauen. Dass früher oder später irgendetwas davon in meine Gedichte einfließen wird, ist ziemlich wahrscheinlich.


Dieser Artikel erschien auch in der >Gratisbeilage zum aktuellen Morgenschtean (U78-79/ Nov. 2023)




Lyrik: "nur einmal Fliegenpilz zum frühstück", Limbus 2019

Lyrik: "krötentage", Limbus 2022

Roman: "Der Anbeginn", Limbus 2021






Morgenschtean – Die Österreichische Dialektzeitschrit

Hg von: Ö.D.A. – Österreichische Dialektautor:innen

Institut für regionale Sprachen und Kultur

Gumpendorfer Str. 15, 1060 Wien

Kontakt: morgenschtean@oeda.at

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