top of page

"WIENER KLOSETTBREVIER"

»Das Klosett ist der einzige Ort, an dem der Mensch – einmal abgesehen von Eremiten,

Zelleninsassen und Raumfahrern – alleine ist.« Und das im Schnitt sogar mindestens

zwanzig Minuten pro Tag, Grund genug also, sich mit der Geschichte jenes Örtchens

auseinanderzusetzen, auf dem man so viel Zeit verbringt.

All jene, die sich nur ungern länger als nötig am Klo aufhalten, können beruhigt sein:

Beyerls Buch eignet sich nicht nur als Klo-, sondern auch wunderbar als Bettlektüre,

es duftet herrlich nach bedrucktem Papier und sorgfältig recherchierten Fakten.

So erfährt man beispielsweise über die Urinsteuer im antiken Rom, das erste

Waschmittel, das Nürnberger Verbot, seinen Nachttopf-Inhalt auf die Straße zu

schütten, die Pariser Abtritte sowie die ersten »Nothwinkel« und Retiraden im öffentlichen

Raum. Und natürlich auch über die Erfindung des Wasserklosetts, das bereits

lange vor der ersten Patentanmeldung existierte – Klolektüre inklusive!

Aber auch den diversen Pisspotten und Nachttopf-Comics sowie dem »Zerfall der Doppel-Null« und dem »Tatort Klosett« hat der Autor eigene Kapitel gewidmet. Besonders interessant: Die Geschichte der modernen Wiener Bedürfnisanstalten mit anschließender Führung.

Wer sich zwischen all den geschichtlichen Fakten, überlieferten Gschichtln

und Spaziergängen durch die Wiener Klosettlandschaft erholen möchte, wird mit dem Kapitel »Anale Szenen in der Literatur« eine Freude haben. Die kleine, aber

feine Textauswahl reicht von Aristophanes bis hin zu Richard Weihs' »Heislelegie«.

Zum Schluss nimmt der Autor seine Leser*innen mit auf eine touristische Reise:

Nach dem Besuch des Bahnhofsklos im Grenzort Nova Gorica geht es hoch hinauf zum »Adlerhorst«, wo man vom Klobrett aus einen herrlichen 156,5 Grad-Blick auf die Nockberge hat. Und nach einem Ausflug zum Stainzer Flascherlzug geht es abschließend noch nach Judenburg, zum angeblich teuersten Klo der Welt.

Apropos Reisen. Wussten Sie, dass eine Papstreise das TOI TOI DIXI-Klo berühmt gemacht

hat? Aber bevor Sie jetzt zu Ihrem »Ätschichweißalleskastl« greifen: Lesen Sie lieber

den Beyerl, der kann Ihnen das alles viel ausführlicher und auch amüsanter erzählen.


Rezension: Margarita Puntigam-Kinstner in Morgenschtean U68-69/2021 




Wiener Klosettbrevier.

Bekundungen, Betrachtungen, Benutzungen.

12,5 x 20,5 cm | Broschur.

ca 200 Seiten | € 19,80.

ISBN 978-3-99098-013-2

48 S. € 14,95








 

Comments


Morgenschtean – Die Österreichische Dialektzeitschrit

Hg von: Ö.D.A. – Österreichische Dialektautor:innen

Institut für regionale Sprachen und Kultur

Gumpendorfer Str. 15, 1060 Wien

Kontakt: morgenschtean@oeda.at

IMPRESSUM / DATENSCHUTZ

Bildschirmfoto 2024-03-26 um 19.58.31.png
bottom of page